Frauen entgiften ihren Körper, indem sie aufgenommene Umweltgifte beim Stillen an ihre Kinder weitergeben. Welche Folgen dies für die Säuglinge hat, ist unter Mediziner noch immer umstritten.
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Zu den Schadstoffen, die die Babys verkraften müssen, gehören unter anderem DDT, Dioxin und PCB. Diese sind zwar in Deutschland längst verboten, jedoch sehr langlebig. Sie verteilen sich weiträumig in der Umwelt, gelangen über die Nahrung in die Tiere und letztlich reichern sie sich auch im Körper des Menschen an. Mütter haben jedoch weniger Gifte im Blut als andere Menschen, weil sie die Schadstoffe über die Nabelschnur und die Muttermilch an ihren Nachwuchs
übertragen.
Allerdings muss das den Babys nicht unbedingt schaden: „Viele dieser Stoffe sind erst wirksam, wenn sie metabolisiert werden“, sagt der Chemiker Michael Braungart, Leiter des Hamburger Umweltinstituts. „Bei Neugeborenen aber funktioniert die Leber noch nicht richtig.“ Daher rauschten die schädlichen Substanzen bei ihnen zum Teil einfach durch, ohne ihre schädliche Wirkung entfalten zu können.
Auf der anderen Seite hätten Studien gezeigt, dass Flaschenkinder ein Viertel weniger PCB im Blut haben als Brustkinder und diese Belastung deutlich die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigt, berichtet Andres
Gies vom Umweltbundesamt.
Letztlich, da sind sich alle Experten laut der Zeitschrift natur+kosmos einig, gebe es jedoch keine Alternative zur Muttermilch. Das Stillen hat demnach so viele Vorteile für die Entwicklung des Kindes und auch für die Mutter, dass man die Schadstoffspuren in Kauf nehmen solle. Vielmehr müssten neue Chemikaliengesetze dafür sorgen, dass die Vorkommen der Gifte in der Muttermilch geringer werden.
(natur+kosmos, 03.05.2005 – DLO)