Meeresströmungen gelten neben der Atmosphäre als zweite „Klimaküche“ unseres Planeten. Wie riesige Förderbänder transportieren sie Wärmeenergie rund um den Globus und sorgen für einen Temperaturausgleich zwischen Polen und Äquator. Neben den bekannten Oberflächenströmen wie dem warmen Golfstrom rückt nun aber auch das rückströmende kalte Tiefenwasser ins Blickfeld der Forscher. Denn in der Labradorsee, einem der wenigen „Fahrstühle“ des Oberflächenwassers in die Tiefe, wurde in den vergangenen sechs Jahren eine stetige Erwärmung und somit die mögliche Abschwächung des Tiefenwasserstroms festgestellt. Neueste Daten scheinen nun jedoch erst einmal Entwarnung zu geben.
Wissenschaftler vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften an der Universität Kiel erforschen seit über zehn Jahren die Rolle der Labradorsee für die Neubildung des nordatlantischen Tiefenwassers. Als Gegenpart zum warmen Golfstrom transportiert dieses in 2.000 Metern Tiefe sauerstoffreiches und vor allem extrem kaltes Wasser aus dem Subpolaren Nordatlantik in die Tropen. Damit ist das Tiefenwasser ein wichtiger Teil der weltumspannenden Meeresströmungen und zugleich relevanter Klimafaktor. Dauerhafte Veränderungen von Temperatur, Salz- oder Sauerstoffgehalt können wichtige Hinweise auf Änderungen des Weltklimas geben und werden von den Forschern als Indikatoren in Ozeanmodelluntersuchungen eingebunden.
Forschungsfahrt erfolgreich beendet
Die neuesten Daten brachte nun das Wissenschaftlerteam rund um Projektleiter Jürgen Fischer von ihrer am 18. August 2005 beendeten Forschungsexpedition auf dem französischen Forschungsschiffs „Thalassa“ mit. Vier Wochen dauerte die Fahrt, die von St. Johns (Neufundland, Kanada) nach Vigo (Spanien) führte und auf der die Wissenschaftler zunächst die zahlreichen verankerte Messstationen bargen, die Messergebnisse anschließend überspielten und dann die Geräte mit frischen Batterien wieder in den Meeresströmungen auslegten.
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