Bei der Erforschung des Verhaltens von Elementen unter hohem Druck haben Schweizer Forscher Überraschendes entdeckt: Sie fanden heraus, dass die Strukturen von Wasserstoff und Sauerstoff länger molekular bleiben als erwartet. Außerdem deckten sie die seit langer Zeit gesuchten Strukturen von rotem und schwarzem Sauerstoff auf und beschreiben mehrere neue Formen von Kohlenstoff, die vermutlich einzigartige physikalische Eigenschaften aufweisen.
Das Verhalten der Elemente – und somit ihre chemischen Eigenschaften – verändert sich wesentlich unter Druck. Die üblicherweise inerten – trägen – Elemente Platinum und Xenon werden sehr reaktiv, Kalium wird ein Übergangsmetall, während Wasserstoff, Sauerstoff und Schwefel zu Supraleitern werden. Hoher Druck ist deshalb ein Weg zu neuen Materialien mit exotischen Strukturen und Eigenschaften, anhand welcher das Verständnis der chemischen Bindung zwischen Atomen zu vertieft werden kann. Experimente bei hohem Druck sind jedoch sehr schwierig und erlauben oft nicht die Bestimmung der gesuchten Struktur.
Artem R. Oganov und Colin W. Glass vom Laboratorium für Kristallographie der ETH Zürich wendeten nun stattdessen eine von ihnen entwickelten Simulationsmethode namens USPEX an und untersuchten damit Elemente unter hohem Druck. Die Resultate dieser Studien veröffentlichen die ETH-Wissenschaftler im "Journal of Chemical Physics". Die verwendete Simulationsmethode vermag – ausgehend nur von der chemischen Zusammensetzung und basierend auf den Gesetzen der Quantenmechanik – die Struktur eines Materials unter gegebenen Druck- und Temperaturbedingungen vorauszusagen.
Wasserstoff zeigt komplexes Verhalten
Wasserstoff ist das meistvertretene Element des Universums. Die Positionierung im Periodensystem ist jedoch unklar – es kann sowohl zu den Alkalimetallen als auch zu den Halogenen gesetzt werden. Die Metallisierung von Wasserstoff unter hohem Druck wird für die Erklärung der magnetischen Felder der Planeten Jupiter und Saturn herangezogen. Es wird vermutet, dass metallischer Wasserstoff bis hin zu Rekordtemperaturen (womöglich 300°C) ein Supraleiter ist. Die Struktur von Wasserstoff unter hohem Druck ist jedoch nicht bekannt.