Verheerende Tsunami-Wellen sind kein modernes Phänomen. Schon vor Jahrtausenden überrollten sie Küstengebiete – in Argentinien und Chile etwa, in Norwegen und Alaska, auf Hawaii oder in den Ländern des östlichen Mittelmeers – und zerstörten zum Teil ganze Siedlungsgebiete. Funde von Tsunamirelikten haben nun den Anstoß für ein Forschungsprojekt zur gezielten Untersuchung so genannter Paläotsunamis gegeben.
Geographen der Philipps-Universität Marburg hatten im August 2005 spektakuläre Funde in Griechenland gemacht: Unter anderem konnten sie dachziegelartig ineinander verkeilte Gesteinsblöcke bis zu einem Volumen von 15 Kubikmeter einem großen Tsunami-Ereignis zuordnen, das sich um 1000 vor Christus ereignet haben dürfte. Einige Kilometer landeinwärts fanden sie zudem bis zu 500 Quadratmeter große Steinfelder. Die Steine stammen aus Felsformationen, die sonst ausschließlich an der Küste zum offenen Meer zu finden sind. "Die Tsunamis, von denen vermutlich mehrere stattgefunden haben", so Andreas Vött, "dürften das massive Material also bis zu vier Kilometer weit transportiert haben und wiesen Wellenhöhen von bis zu fünfzehn Metern auf."
Eine Arbeitsgruppe der Universität Marburg um Andreas Vött und Helmut Brückner wird sich – unterstützt von einer Förderung der Deutschen Forschungsgeimeinschaft – jetzt insbesondere Tsunami- Ereignissen widmen, deren Einflüsse in Nordwestgriechenland zwischen der Insel Leukas und der Stadt Preveza auf dem gegenüberliegenden Festland nachzuweisen sind.
Sedimentkerne durchleuchtet
Hauptziel des Projekts ist nun die Rekonstruktion von Ablauf, Ausmaß und Auswirkungen von Tsunami-Impakten im Küstengebiet von Leukas/Preveza. Die Marburger Forscher werden unter anderem Sedimente und Jahrtausende alte Überreste von Pflanzen und Kleinstlebewesen analysieren. Die Anwendung geochemischer und geophysikalischer Methoden ist ebenfalls geplant. Letztere dienen unter anderem großflächigen Prospektionen, die sowohl Land- wie Meeresgebiete umfassen werden.