Molche können ihre Beine bei Verlust nachwachsen lassen, und auch ein verletztes Herz wird vollständig wiederhergestellt. Wissenschaftler haben nun begonnen, die zellulären Mechanismen dieser beeindruckenden Regenerationsleistung zu entschlüsseln und sind auf eine bemerkenswerte Plastizität von Molch-Herzzellen gestoßen. Da Säugetieren – und damit auch Menschen – diese Fähigkeiten fehlen, könnten die Erkenntnisse zur Entwicklung neuer Zelltherapien für Patienten mit geschädigten Organen beitragen.
Notophthalmus viridescens, Grünlicher Wassermolch, heißt eines der Lieblingstiere der Forscher um Thomas Braun vom Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim. Die Amphibie ist eigentlich in den Feuchtgebieten Nordamerikas beheimatet, fühlt sich aber auch in den Aquarien des Instituts recht wohl. Für die Wissenschaftler ist dieses kleine Tier besonderes interessant: Denn während beim Menschen ein beispielsweise durch Herzinfarkt geschädigter Herzmuskel nicht ausreichend regenerieren kann, sondern das zerstörte Muskelgewebe stattdessen vernarbt, wird das Molchherz nach einer Schädigung vollständig repariert und die Funktion des Organs zu hundert Prozent wieder hergestellt.
Wiederherstellung der Herzfunktion in 14 Tagen
Der Schlüssel zu dieser Regenerationsfähigkeit sind die Herzmuskelzellen selbst. Die Zellen im Molchherz sind nach einer Schädigung des Organs in der Lage, ihre charakteristischen Eigenschaften aufzugeben, sich zu dedifferenzieren. Dabei werden – das konnten die Forscher zeigen – typische Proteine von Herzmuskelzellen, die schwere Myosinkette und verschiedener Troponine, dramatisch herunterreguliert.

Gleichzeitig beginnen die Zellen, sich massiv zu teilen und so neue Herzmuskelmasse aufzubauen. Die Wiederherstellung der Herzfunktion dauert beim Molch rund zwei Wochen. Die Daten zeigen, dass zu diesem Zeitpunkt die Expression der muskelspezifischen Proteine wieder normal ist, das heißt die Zellen haben sich wieder differenziert, also ihre charakteristischen Eigenschaften zurück gewonnen.