Die „Massenhochzeit“ der Korallen findet über hunderttausende von Quadratkilometern Ozean exakt zur gleichen Zeit statt. Jetzt haben Wissenschaftler herausgefunden, warum: Ein bestimmtes Gen ermöglicht es den Korallen, die Zeit nach dem Mondlicht zu bestimmen und so ihre Fortpflanzung zu koordinieren. Wie sie in der Fachzeitschrift „Science“ berichten, spielt dieses Gen auch beim Menschen noch eine Rolle in der inneren Uhr.
Jedes Jahr, kurz nach einem Vollmond, ereignet sich eines der größten Rätsel der Natur: das Laichen der Korallen. Millionen Tiere entlassen dann innerhalb kürzester Zeit ihre Eizellen und Spermien in das Meerwasser – und dies über hunderte von Kilometern hinweg exakt zur gleichen Zeit. Im australischen Great Barrier Reef, dem größten zusammenhängenden Riffgebiet der Erde, findet dieses Ereignis über 350.000 Quadratkilometer verteilt statt.
Sensor-Gen registriert Mondlicht
Wie die winzigen Korallen es fertig bringen, die richtige Zeit so genau zu bestimmen, war bisher ein Rätsel. Jetzt jedoch haben Forscher vom ARC Centre of Excellence for Coral Reef Studies (CoECRS) in Australien einen möglichen Auslöser entdeckt. Bereits zuvor waren dafür Wassertemperatur, Gezeiten und Wetterbedingungen als beeinflussende Faktoren diskutiert worden. Da jedoch die „Massenhochzeit“ immer kurz nach einem Vollmond stattfindet, entschlossen sich die Wissenschaftler, das Licht als Faktor näher zu untersuchen.
In ihren Versuchen setzten sie Korallen im Labor Licht verschiedener Farben und Intensitäten aus, zusätzlich sammelten sie aus dem Meer Korallen der Gattung Acropora zu verschiedenen Zeiten um den Vollmond ein. Die Forscher analysierten die Genaktivität bei den Tieren und stießen bald auf ein in den Proben wiederkehrendes Muster: Während der Vollmondnächte war ein Gen mit der Bezeichnung Cry2 besonders aktiv. Es gehört zu den Cryptochromen, einer Gruppe von Genen, die auch bei Insekten, Fischen, Säugetieren und dem Menschen vorkommen.