Wissenschaftler haben im Gehirn der Taufliege Drosophila eine neue Art der Bildung von Nervenzellen entdeckt. Im Vergleich zum Säugetier lassen sich dabei wichtige entwicklungsbiologische Parallelen in der Gehirnentstehung nachweisen. Diese neu entdeckte Ähnlichkeit bei Fliegen und Säugern ist ein weiterer wichtiger Hinweis auf die erstaunliche evolutionäre Verwandtschaft aller Gehirne, so die Forscher in der Fachzeitschrift „Neural Development“.
{1l}
Die Nervenzellen im Gehirn der Taufliege Drosophila entstehen aus Vorläuferzellen, den so genannten Neuroblasten. Alle bisherigen Untersuchungen haben gezeigt, dass die Neuroblasten sich bei der Nervenzellbildung wie neuronale Stammzellen verhalten: Sie teilen sich in asymmetrischer Weise, erneuern sich dabei selbst und bilden kleinere Tochterzellen. Diese Tochterzellen teilen sich dann aber nur noch ein Mal, um schließlich je zwei Nervenzellen auszubilden.
Bei Säugetieren entstehen die Nervenzellen des Gehirns ebenfalls aus stammzell-ähnlichen Vorläuferzellen. Im Gegensatz zu den Nervenzellen der Taufliege bilden die Vorläuferzellen im Säugergehirn aber eine viel größere Anzahl von Nervenzellen. Die von ihnen produzierten kleineren Tochterzellen haben die Fähigkeit, sich mehrmals zu teilen, bevor sie zur abschließenden Nervenzellbildung übergehen. Die Tochterzellen verhalten sich gewissermaßen wie „Miniatur-Vorläuferzellen“ und können viele Nervenzellen erzeugen, was zu einer bemerkenswerten Steigerung der Nervenzellanzahl im Säugergehirn führt.