Das Stammhirn ist der älteste Teil unseres Gehirns, der Sitz vieler lebenserhaltender Instinkte und Funktionen. Jetzt ist amerikanischen Forschern ein erster genauerer Blick in diese vorzeitlichen Tiefen unseres Denkorgans gelungen. Wie sie in „Science“ berichten, erlaubt die neue Methode sogar die Beobachtung des Stammhirns in Aktion.
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Der Hirnstamm ist eine winzige, wurzelförmige Struktur am Übergang des Gehirns in das Rückenmark. Dieser älteste Gehirnteil kontrolliert überlebenswichtige Grundfunktionen des Körpers wie Atmung, Verdauung, Herzschlag und Blutdruck, aber auch sexuelle Erregung. Das Stammhirn produziert spezielle Botenstoffe wie Dopamin, Serotonin und Norepinephrin, die in andere Gehirnteile transportiert werden und hier ebenfalls steuernd eingreifen. Ist ihr Gleichgewicht gestört, kann dies neuropsychologische Erkrankungen wie Schizophrenie, Depression, Parkinson oder auch Sucht auslösen.
Wegen seiner grundlegenden Bedeutung für nahezu alle Hirnfunktionen untersuchen Forscher seit langem intensiv die Auswirkungen der Botenstoffe auf verschiedene Regionen des Gehirns. Doch der Ursprung der chemischen Signale entzog sich bisher weitestgehend einer genaueren Analyse. „Seit langer Zeit haben Wissenschaftler erfolglos versucht, sich diese Gehirnregion anzusehen – sie ist einfach zu klein“, erklärt Kimberlee D’Ardenne, Neurowissenschaftlerin an der Princeton Universität und Hauptautorin der Studie. „Wir wollten es versuchen, weil der Hirnstamm so wichtig für die Aktivitäten des restlichen Gehirns ist. Wir glauben, dass hier der Schlüssel für viele wichtige Verhaltensweisen liegt.“