Die Zahl ist eindrucksvoll: 8,67 Terawattstunden verbrauchen alle deutschen Rechenzentren insgesamt pro Jahr – das entspricht etwa der Leistung eines kleineren deutschen Kernkraftwerkes. Ein neuer Energiepass für IT-Komponenten soll deshalb zukünftig dafür sorgen, dass unnötige Energieschleudern identifziert und ausgetauscht werden.
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Unter den Komponenten vieler Serversysteme, die in den Rechenzentren Tag und Nacht laufen, finden sich Energieschleudern, das haben erste Tests gezeigt. Hier herrscht daher ein enormes Einsparpotential, das den Betreibern der Rechenzentren, den Energielieferanten und nicht zuletzt der Umwelt zugute käme. Bisher gibt es aber kein genormtes Prüfverfahren für den Energieverbrauch von IT-Systemen. Daher haben sich nun die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) und der IT-Verlag Heise zusammengetan, um ein Prüfverfahren zu ntwickeln, das in eine Norm eingehen könnte. Ihr Ziel: ein Energiepass für IT-Komponenten.
Katastrophale Werte gemessen
Wer ein altes Haus renoviert oder gar ein neues Haus baut, kann ein Lied davon singen: Ohne die Einhaltung strenger Energiespar-Richtlinien geht gar nichts mehr. Verglichen damit, steckt der gesamte IT-Bereich noch in den Kinderschuhen. Und dabei wird es höchste Zeit, auch hier zu handeln.
„Unsere ersten Messungen haben gezeigt, dass viele Server ganz und gar nicht umweltfreundlich arbeiten“, sagt Axel Urbanski, der für das Magazin iX an dem Projekt beteiligt ist. „Im Bereich der Blindleistung sind zum Teil katastrophale Werte herausgekommen.“ Blindleistung ist, salopp gesagt, Leistungsmüll – Leistung, die auf den Leitungen zwischen Kraftwerk und Verbraucher sinnlos verpufft, weil die Geräte den aufgenommenen Strom ohne Nutzeffekt verzerren oder zeitlich verschieben.
Rechenleistung zu Energieaufnahme
Die Messgeräte, die dabei verwendet werden, hat die PTB bereitgestellt. „Und wir wollen ja einwandfreie, bei Bedarf juristisch einklagbare Ergebnisse erhalten“, betont Urbanski. Das Prüfverfahren basiert auf dem bekannten Spec-Test, mit dem schon jetzt IT-Rechenleistung ermittelt wird: Man stelle mehreren Rechnern dieselbe Rechenaufgabe – genauer: viele hundert verschiedene Rechenaufgaben – und stelle fest, wie schnell jeder Rechner die einzelnen Rechenschritte bewältigt.
Bei dem neuen Verfahren messen die Experten gleichzeitig, wie viel Energie der Rechner für jeden Rechenschritt verbraucht. Das Ergebnis ist die Energieeffizienz, das Verhältnis von IT-Rechen-Leistung zu aufgenommener, elektrischer Leistung. Dieses Verhältnis könnte in eine einfache Bewertungszahl eingehen, die im Energiepass zu finden ist.
Einen solchen Energiepass zu entwickeln ist letztlich das Ziel des Projektes. Dafür muss erstens das Messverfahren noch perfektioniert werden, zweitens das Ganze auf den Weg zur einer Normung gebracht werden. Gleichzeitig können die Messungen aber schon jetzt dazu genutzt werden, um Server und ihre Komponenten energiesparender zu gestalten.
(Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB), 04.03.2008 – NPO)