Wissen Hunde, wie viel Zeit vergeht bis ihr Besitzer wiederkommt? Haben Tiere ein Gefühl für die Zeit? Eine neue, jetzt in „Science“ veröffentlichte Studie amerikanischer Forscher gibt erste Hinweise. Demnach besitzen Ratten zwar eine Art episodisches Gedächtnis, sind aber nicht dazu fähig, Ereignisse einem spezifischen Punkt in der Zeit zuzuordnen.
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Ratten und auch Häher legen im Herbst Nahrungsvorräte für den Winter an, indem sie Nüsse, Samen und anderes verstecken. Bisherige Studien stellten bereits fest, dass sich die Tiere in den meisten Fällen an ihre Verstecke erinnerten. Es war jedoch nicht klar, ob ihnen auch bewusst war, wann sie die Vorräte angelegt hatten oder wie viel Zeit seither verstrichen war.
Erinnerungstest im Labyrinth
Um festzustellen, ob Ratten ein Zeitgefühl besitzen, führten William Roberts und seine Kollegen von der Universität von Western Ontario nun ein Experiment durch. Dazu wurden die Tiere mehrere Male pro Tag in ein Labyrinth gesetzt, in dem einige Seitengänge die üblichen Nahrungspellets enthielten, aber nur ein Gang ein besonders wohlschmeckendes Stück Käse. Dieses Käsestückchen war jedoch nicht in allen Durchläufen präsent.
Die Forscher ersetzten es in verschiedenen Zeitabständen entweder durch ein Pellet oder ließen den Gang ganz leer. Dabei bildeten sie drei Rattengruppen, bei denen sie unterschiedlich vorgingen: Bei einer Gruppe war der Käse immer zu einer bestimmten Tageszeit präsent, bei einer zweiten wurde er immer eine bestimmte Zeit nach dem letzten Durchgang eingesetzt, die dritte Gruppe war eine Kombinationen aus beidem.
Die Frage war nun, ob die Ratten einen Sinn für einen festen Zeitpunkt besitzen, ob sie Zeitspannen unterscheiden können oder möglicherweise keines von beiden oder aber beides. Das Ergebnis zeigte, dass nur die Ratten erfolgreich den Käse aufsuchten, bei denen mit der Zeitspanne gearbeitet wurde.
Kein Sinn für den Zeitpunkt
„Die Ratten erinnerten sich daran, ob sie etwas, wie beispielweise Futter sammeln, vor ein paar Stunden oder aber fünf Tagen taten”, erklärt Roberts. „Je mehr Zeit seitdem vergangen ist, desto schwächer wird die Erinnerung. Ratten können wahrscheinlich lernen, verschiedene Handlungen auszuführen, indem sie die Intensität der Erinnerung als Indiz nutzen. Aber sie erinnern sich nicht daran, dass ein Ereignis zu einem bestimmten Punkt in der Zeit stattfand.“
Nach Ansicht der Forscher haben die Ratten zwar eine Art episodisches Gedächtnis, dieses unterscheidet sich aber qualitativ von dem des Menschen. Während wir uns den Zeitpunkt einer Begebenheit merken, behalten Ratten zwar das Ereignis an sich, nicht aber dessen zeitliche Einordnung. Sie können höchstens indirekt schließen, ob etwas länger oder kürzer her ist. „Diese Studie unterstützt die Theorie, dass Tiere quasi in der Zeit gefangen sind, keinen Sinn für die Vergangenheit oder die Zukunft besitzen“, so Roberts.
(University of Western Ontario, 04.04.2008 – DLO)