Neueste Erkenntnisse aus Eiskernbohrungen zeigen, dass sich in der Antarktis in den letzten 800.000 Jahren mehrmals viel Staub ablagerte: Immer während der Eiszeiten gingen dort große Mengen an Partikeln aus Patagonien nieder. Es gibt daher einen Zusammenhang zwischen Kälte und Staubansammlung, schreiben die Forscher in der aktuellen Ausgabe von „Nature“.
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Bei der Untersuchung eines Eisbohrkerns des EPICA-Projekts („European Project for Ice Coring in Antarctica“) wurde die Temperatur rekonstruiert und mit der Konzentration der Staubpartikel verglichen. Dabei zeigte sich, dass die Konzentration der Staubpartikel während der Eiszeiten 25mal höher war als während der Warmzeiten. Eine so deutliche kälteabhängige Schwankung der Staubablagerung während der letzten 800.000 Jahre konnte zum ersten Mal dank zeitlich hoch aufgelöster Eisbohrkern-Daten nachgewiesen werden.
In anderen Proben wie zum Beispiel Seesediment-Kernen wurden bisher nur kleinere Schwankungen erkannt. Bisherige Klimamodelle gingen daher von geringen Schwankungen des so genannten Staubflusses aus – was nun von den neuesten EPICA-Erkenntnissen korrigiert wurde.
Je kälter, desto staubiger die Luft
Die Zunahme des Staubflusses während der Eiszeiten lässt auf eine zunehmende Kopplung des antarktischen Klimas mit der gemäßigten Klimazone um Patagonien – woher der Staub stammt – schließen. Je kälter die Temperaturen wurden, desto enger war die Abhängigkeit und desto mehr Staub gelangte von den Landmassen in die Antarktis.
In der gemäßigten Klimazone um Patagonien herrschen andauernd starke Westwinde – nach dem Breitengrad auch „Brüllende Vierziger“ genannt. Die Winde werden von den Landmassen kaum gebremst, und über Patagonien tragen sie große Mengen von Staub ab, die gegen Südost zur Antarktis transportiert werden.
Wann Staubpartikel aus der Atmosphäre fallen…
Wie die Forscher unter Beteiligung der Universität Bern herausfanden, fallen bei Kälte weniger Staupartikel aus der Atmosphäre: Je kälter und trockener die Luft, desto länger bleiben sie in der Atmosphäre hängen, und desto weiter werden sie von den Winden getragen.
Wird die Luft dann wärmer und feuchter, gelangen sie mit Niederschlag schnell zur Erde oder ins Meer. Daher vermuten die Wissenschaftler, dass das antarktische Klima den Staubfluss verstärkte: Indem während der Eiszeiten der südliche Ozean und der südliche Atlantik teilweise mit Eis bedeckt waren, erhielten die Staubpartikel im Luftstrom über dieser Fläche eine längere „Lebensdauer“ und gelangten in großen Mengen in die Antarktis.
Der Datensatz des Staubs im EPICA-Eisbohrkern wurde mit dem Berner „CFA System“ (Continuous Flow Analysis) in hoher zeitlicher Auflösung in der Antarktis gemessen. Daneben wurden einzelne Staubproben auch in Grenoble analysiert. Patrik Kaufmann, Klimaphysiker am Berner Institut für Klima-und Umweltphysik, kommentiert die Erkenntnisse wie folgt: „Unsere Daten liefern wichtige Angaben für künftige Klimamodelle zum Staubfluss während Eis- und Warmzeiten.“
(idw – Universität Bern, 04.04.2008 – DLO)