Der Asiatische Elefant ist möglicherweise dabei, sich in zwei Arten aufzuteilen. Hinweise darauf ergab eine Analyse des Erbguts von 78 thailändischen Elefanten. Insbesondere im Erbgut der Männchen stellten die Forscher eine Auseinanderentwicklung des Genpools fest.
Asiatische Elefanten haben sich in den letzten Jahrhunderten aus weiten Teilen des asiatischen Kontinents entweder zurückgezogen oder wurden verdrängt und kommen in großer Zahl nur noch in Indien und südostasiatischen Ländern wie Thailand oder Laos vor. Aktuell leben noch ungefähr 50.000 Tiere in freier Wildbahn, doch Jagd auf Elfenbein und Zerstörung des Lebensraumes machen Elephas maximus zu einer stark bedrohten Art. Bilden sich räumlich isolierte Populationen, können sich zusätzlich Fortpflanzungsprobleme durch ein Auseinanderdriften des Genpools einstellen.
Forscher des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) haben in einer Studie Anhaltspunkte dafür gefunden, dass der Asiatische Elefant tatsächlich dabei ist, sich in zwei Spezies zu entwickeln. Nach der Untersuchung des Erbguts von 78 thailändischen Elefanten (Elephas maximus) habe sich eine Auseinanderentwicklung des Genpools gezeigt, die bei Elefantenbullen zu erkennen sei, erläutert Studienleiter Dr. Jörns Fickel vom IZW. Da diese schleichende Auseinanderentwicklung der Art auch bei durchmischten Herden ohne räumliche Trennung zu beobachten ist, könnte der Asiatische Elefant auf dem Weg zur Teilung in zwei Spezies sein.
Kern-DNA bei Männchen verschieden
Seit längerem ist bekannt, dass sich die asiatischen Elefanten bezüglich der DNA der Mitochondrien in zwei Gruppen teilen lassen. Die Zellkern-DNS, der eigentliche Genpool der Art, galt aber bisher als weitgehend homogen. Die Forscher um Evolutionsgenetiker Fickel untersuchten die Kern-DNA auf so genannte Mikrosatelliten, sich häufig wiederholende Gensequenzen von kleiner Länge.
Sie stellten Erstaunliches fest: „Wir haben die Ergebnisse in die beiden bekannten Gruppen der mitochondrialen DNA sortiert und konnten erst keine signifikanten Unterschiede im Genotyp feststellen“, erläutert Fickel. „Vergleicht man aber die weiblichen und männlichen Tiere getrennt, ist bei den Männchen der Unterschied plötzlich offensichtlich.“ Die männlichen Tiere verpaarten sich statistisch deutlich häufiger innerhalb der genetischen Untergruppe und begannen somit, zwei auseinander driftende Genpools zu bilden. Dies gilt unter Wissenschaftlern als Bestätigung des Beginns der Artbildung.
„Das steht im Einklang mit der Lehrmeinung, wonach sich genetische Entwicklungen bei Säugetieren immer zuerst bei den Männchen manifestieren“, so der Forscher. Er fügt hinzu: „Dass wir eine Spezies in genau diesem Stadium untersuchen können, ist eine absolute Seltenheit.“ Die Studie entstand in Kooperation mit thailändischen Kollegen der Faculty of Veterinary Science der Mahidol University in Salaya.
(Leibniz-Gemeinschaft, 16.04.2008 – NPO)