Astronomie

Sind wir doch allein im All?

Modell ergibt extrem geringe Wahrscheinlichkeit für Entwicklung von intelligentem Leben

Sind wir allein im All? © NASA/STScI

Sind wir alleine im Universum? Zumindest in Bezug auf intelligente Wesen könnte die Antwort darauf tatsächlich „ja“ lauten. Ein jetzt in der Fachzeitschrift „Astrobiology“ veröffentlichtes mathematisches Modell hat ergeben, dass die Entwicklung von komplexen, intelligenten Lebensformen ein extrem seltenes Ereignis ist – und die Erde damit eine absolute Ausnahme darstellen könnte.

Komplexes und intelligentes Leben entwickelte sich auf der Erde, gemessen am Alter unseres Planeten, erst relativ spät. Primaten gibt es beispielsweise erst seit ein paar

Millionen Jahren. Schwierige evolutionäre Hürden wurden dabei wahrscheinlich durch nur einige wenige, aber entscheidende Prozesse überwunden. Andrew Watson, Professor für Umweltwissenschaften an der Universität von East Anglia hat jetzt diese als kritisch postulierten Schritte genauer untersucht und sich die Wahrscheinlichkeit für jeden von ihnen angeschaut. Daraus entwickelte er ein mathematisches Modell für die Evolution intelligenten Lebens.

Wahrscheinlichkeit nur bei 0,01 Prozent

Nach diesem Modell sind im Falle des Menschen vier Schritte für eine Entwicklung intelligenten Lebens unbedingt notwendig: die Entstehung von einzelligen Bakterien, von komplexen Zellen, von spezialisierten Zellen, die komplexere Organismen bilden und schließlich die Entwicklung von Intelligenz mit einer etablierten Sprache.

„Schon komplexe Organismen ist von den primitiven Lebensformen durch einige sehr unwahrscheinliche Schritte getrennt und daher weitaus seltener zu finden”, erklärt Watson. „Intelligenz ist noch einen Schritt weiter und daher noch seltener.” Sein Modell ergab eine Obergrenze für die Wahrscheinlichkeit von zehn Prozent und weniger für jeden Einzelschritt. Da jeder Schritt nur stattfinden kann, wenn der jeweils vorangehende absolviert wurde, sinkt die Wahrscheinlichkeit insgesamt auf weniger als 0,01 Prozent in mehr als vier Milliarden Jahren. Außerdem zeigt das Modell – übereinstimmend mit dem tatsächlichen Verlauf der Evolution, dass die entscheidenden Schritte im zeitlichen Verlauf ungefähr im gleichen Abstand voneinander erfolgten.

Zeitfenster zu kurz

Nach Ansicht von Watson ist zudem die Bewohnbarkeit der Erde und anderer erdähnlicher Planeten ein wichtiger Grenzfaktor für die Evolution. Modelle der solaren Entwicklung gehen davon aus, dass die Erde aufgrund der allmählichen Helligkeitszunahme der Sonne wahrscheinlich „nur“ noch eine Milliarde Jahre lang in der so genannte „Zone des Lebens“ liegen wird. Danach steigen die Temperaturen zu hoch um flüssiges Wasser und komplexes Leben zuzulassen.

Verglichen mit den vier Milliarden Jahren, die von der Entstehung des ersten, noch primitiven Lebens bis zur Entwicklung intelligenter Lebensformen vergangen sind, sind fünf Milliarden Jahre insgesamt keine lange Zeit. „Die Biosphäre der Erde ist jetzt bereits in vorgerücktem Alter und das hat Auswirkungen auch für unser Verständnis der Wahrscheinlichkeiten von komplexem Leben und Intelligenz auf anderen Planeten“, erklärt Watson.

„Im Moment ist die Erde das einzige Beispiel für einen belebten Planeten, das wir kennen“, so der Forscher. „Wenn wir wüssten, dass ein Planet für eine bestimmte Zeitperiode bewohnbar wäre und dass sich intelligentes Leben früh in dieser Periode entwickelt hätte, dann würden wir davon ausgehen, dass eine Evolution vom einfachen zum komplexen Leben unter solchen Bedingungen sehr wahrscheinlich ist. Jetzt aber sieht es so aus, als wenn wir Menschen uns sehr spät in diesem lebensfreundlichen Zeitfenster entwickelt haben – und das macht unsere Evolution ein sehr unwahrscheinliches Ereignis.

Nach Ansicht des Forschers spricht das Timing der Ereignisse in der irdischen Evolution dafür, dass es sich hierbei um ein extrem seltenes Zusammentreffen von Bedingungen und Zeitfaktoren handelt.

(University of East Anglia, 17.04.2008 – NPO)

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