DNA-Analysen sprechen eindeutige Sprache

Forscher bei der Arbeit © Universität Freiburg
Den Freiburger Anthropologen ist es mit einer Gesichtsweichteil-Rekonstruktion gelungen, einen der beiden Schädel der Ersten Hofdame Anna-Amalias, Louise von Göchhausen, zugzuordnen. Für die Annahme, dass es sich bei dem zweiten Schädel um den von Schiller handeln könnte, sprechen einige morphologische Untersuchungen. So stimmen die Größe des Schädels, die dreidimensionale Darstellung und die 2D-Gesichtsrekonstruktion mit der Totenmaske Schillers überein.
Außerdem bestimmten die Wissenschaftler das Sterbealter am Zahnzement zwischen 39 bis 52 Jahren, wobei der Mittelwert von 45 Jahren dem tatsächlichen Sterbealter Schillers entspricht. Der gute Gebisszustand und ein zu Lebzeiten ausgefallener Zahn im Seitenzahnbereich stimmen ebenfalls überein.
Die DNA-Analysen des Schädels und die entsprechenden Abgleiche mit der Schwester und den Söhnen Schillers zeigten schließlich jedoch, dass der untersuchte Schädel weder in der mütterlichen noch in der väterlichen Linie mit Schiller verwandt ist. Die Gebeine, die Schiller zugeschrieben wurden, gehören nicht zum Schädel und stammen von mindestens zwei verschiedenen Personen.
Drei Erklärungsansätze
Die Ergebnisse sprechen für drei Interpretationen, wobei die Möglichkeit, dass Schiller mit seinen Eltern nicht verwandt ist und beide Söhne genetisch nicht von ihm abstammen, praktisch ausscheidet, so die Wissenschaftler. Möglich wäre dagegen eine zufällige Verwechslung der Schädel, die bei der „Fahndung“ Goethes nach dem Schiller-Schädel im Kassengewölbe aufgetreten sein müsste. Goethe suchte 1826 mit Bürgermeister Schwabe, die beide Schiller gut kannten, den „größten und schönsten“ Schädel aus.
Die dritte Möglichkeit ist eine gezielte Vertauschung der Schädel. Die Person, die den Tausch vorgenommen hat, müsste die Morphologie genau gekannt und Zugang zur Totenmaske gehabt haben. Um den passenden Schädel auszuwählen, müsste sie auch Zugang zu einer größeren Anzahl an Schädeln gehabt haben. In diesem Fall stellt sich die Frage, wer den Schädel vertauscht und das Gebiss manipuliert haben könnte, so die Wissenschaftler.
(idw – Universität Freiburg im Breisgau, 07.05.2008 – DLO)
7. Mai 2008