Chinas Tierwelt weist eine einzigartige Vielfalt an Menschenaffen auf. Die Menschenaffen in China sind jedoch stärker vom Aussterben bedroht als in andern Ländern der Welt. Ein Forschungsteam musste jetzt in der Provinz Yunann feststellen, dass eine weitere Menschenaffenart, die Weisshandgibbons, ausgestorben ist.
Ein wissenschaftliches Team, bestehend aus Mitgliedern der Gibbon Conservation Alliance der Universität Zürich und dem Zoologischen Institut von Kunming sowie Mitarbeitern des Nangunhe Naturreservats, hat eine Bestandesaufnahme in allen chinesischen Waldgebieten durchgeführt, in denen der Weisshandgibbon (Hylobates lar) in den letzten 20 Jahren vorkam. Zuletzt wurde die Art im Jahr 1988 im Nangunhe Naturreservat im Südwesten der Provinz Yunnan beobachtet und ihre lauten, melodischen Rufe wurden zuletzt 1992 gehört.
Nach zwei Wochen Feldarbeit war dem 14-köpfigen schweizerisch-chinesische Team klar: Als Folge kontinuierlicher Vernichtung, Zerstückelung und Ausdünnung des Waldes sowie der Jagd auf Wildtiere ist diese Gibbonart nicht mehr länger Bestandteil der chinesischen Tierwelt.
„Dieser Verlust ist besonders tragisch“, so der Anthropologe Thomas Geissmann, „weil die erloschene chinesische Population als eigene Unterart beschrieben wurde, als so genannter Yunnan-Weisshandgibbon.“ Diese Unterart (Hylobates lar yunnanensis) ist von keinem anderen Ort bekannt. Geissmann hofft nun, dass die Unterart vielleicht auch im angrenzenden Myanmar vorkommt, aber dafür hat er bis jetzt keine Hinweise.