Aus kleinsten Goldkügelchen haben Forscher jetzt ein optisches Bauelement entwickelt, das weniger als ein Zehntausendstel Millimeter groß ist. Das Licht wird hierbei zwischen die Kügelchen gequetscht. Mit einem derartigen Nano-Resonator könnte jetzt ein Miniatur-Laser in derselben Größenordnung Wirklichkeit werden und damit ein wichtiger Schritt hin zu einem optischen Computer erreicht sein.
Von Computern, die mit Licht statt mit elektrischem Strom funktionieren, träumen Wissenschaftler schon seit vielen Jahren. Der Vorteil liegt auf der Hand: Lichtstrahlen bestehen aus Photonen, also aus Teilchen ohne Ladung, die sich gegenseitig nicht beeinflussen. Überlagern sich etwa zwei Lichtstrahlen, dann kommt es nicht zu einer Störung der übertragenen Informationen. Dies wird bereits jetzt bei der Hochgeschwindigkeits-Datenübertragung in Glasfaserkabeln ausgenutzt, bei denen optische Signale unterschiedlicher Frequenzen gleichzeitig auf engstem Querschnitt verschiedene Daten übermitteln.
In herkömmlichen Computern dagegen werden negativ geladene Elektronen zur Informationsübertragung genutzt. Aber auch die Verarbeitung von Informationen könnte mit Licht deutlich schneller vonstatten gehen, denn optische Computer könnten große Mengen unterschiedlicher Daten nicht nur gleichzeitig übertragen, sondern auch viel schneller bearbeiten.
Grenzen der Miniaturisierung optischer Bauteile
Ein grundlegendes Problem konnte bislang aber noch nicht gelöst werden. Die Erzeugung, der Transport und die Verarbeitung von Lichtwellen auf klassische Weise, etwa in einer Glasfaser, erfordern Strukturen, die mindestens so groß sind wie die halbe Wellenlänge des Lichtes selbst. Und die liegt für sichtbares Licht bei einigen hundert Nanometern. Zum Vergleich: Selbst die Leiterbahnen heutiger Computer- Schaltkreise sind zehnmal schmaler. Um eine vergleichbare Miniaturisierung bei Licht-Computern zu erreichen, sind also neuartige Konzepte gefragt. Ein zentraler Punkt ist dabei die Entwicklung von ultrakleinen optischen Bauelementen im Nanometer-Maßstab.
Ein wichtiger Schritt ist jetzt Forschern der Ludwig-Maximilians- Universität (LMU) München am Lehrstuhl für Photonik und Optoelektronik von Professor Jochen Feldmann in Zusammenarbeit mit der Firma Roche Diagnostics gelungen. Feldmann und seine Forscherkollegen konnten erstmals das wichtigste Bauteil eines Lasers, den optischen Resonator, im Nanometer-Maßstab entwickeln. „Solche für das Licht eigentlich zu kleinen Nano-Bauelemente sind eine wichtige Voraussetzung für Chip-basierte Computer, die mit Licht rechnen sollen“, erklärt Feldmann die jetzt in der Fachzeitschrift „Physical Review Letters“ veröffentlichten Forschungsergebnisse.
Gold-Kugeln als Bausteine
Die Wissenschaftler setzten dafür „biochemische“ Tricks auf unkonventionelle Weise ein – und zwar mit Erfolg. In einem optischen Resonator wird Licht zwischen zwei Spiegeln hin- und her reflektiert, um eine Verstärkung zu erzielen. Dabei ist der Abstand der beiden Spiegel entscheidend. Er muss ein Vielfaches der halben Lichtwellenlänge betragen. Die Dimensionen des von den Münchner Wissenschaftlern entwickelten neuartigen Resonators sind aber viel kleiner. Er besteht aus kugelförmigen, etwa 40 Nanometer großen Gold-Partikeln, die im Abstand weniger Nanometer Paare bilden – so genannte Dimere – und mit Fluoreszenz- Farbstoffmolekülen verknüpft sind.
Gekoppelte Schwingungen
Das physikalische Prinzip dahinter: Bereits ein einzelnes Gold- Partikel lässt sich zu Schwingungen seiner Elektronen anregen. Bildet es aber mit einem weiteren Partikel ein so genanntes Dimer, so treten durch die Kopplung der als „Plasmonen“ bezeichneten Elektronen-Schwingungen zwei neuartige Phänomene auf: Zum einen kommt es im Zwischenraum der Partikel zu einer enormen Überhöhung der elektrischen Feldstärke und damit der Fluoreszenz-Intensität des Farbstoffmoleküls. Zum anderen lässt sich die Resonanzfrequenz durch den Abstand der Partikel über einen großen Frequenzbereich hinweg verändern. Damit gleicht das Nanopartikel-Dimer einem Hohlraumresonator, der bei herkömmlichen Lasern zum Einsatz kommt und durch den Abstand der Spiegel reguliert werden kann.
Über die Messung der Fluoreszenzstrahlung gelang den Münchner Wissenschaftlern der Nachweis, dass auch ihre Gold-Dimere bei Lichtwellenlängen zwischen 550 und 700 Nanometern ein solches außergewöhnlichen Resonanzverhalten aufweisen. Eine Modellrechnung zur theoretischen Erklärung ihrer Ergebnisse haben die Forscher gleich mitgeliefert.
(Universität München, 28.05.2008 – NPO)