Dass Meeresalgen Kohlendioxid aufnehmen und damit als Klima-Puffer wirken ist nichts Neues. Jetzt jedoch haben Wissenschaftler im offenen Meer auch Bakterien entdeckt, die CO2 „schlucken“. Noch ist nicht klar, wie viel dies im globalen Zusammenhang ausmacht. Die jetzt in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Science” (PNAS) veröffentlichte Studie verändert aber in jedem Falle die Sicht auf die Meereswelt als Klimafaktor.
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Algen, wie alle Pflanzen, besitzen die Fähigkeit, mithilfe der Photosynthese aus Sonnenlicht Energie zu gewinnen. Dabei entnehmen sie Kohlendioxid aus ihrer Umgebung und bauen es zu energiereichen Kohlenstoffverbindungen um. Die winzigen einzelligen Algen, die in den oberen Wasserschichten schweben, galten bisher als die einzigen Organismen, die im offenen Meer diese Treibhausgas-schluckende Funktion ausüben.
Doch eine neue Studie eines internationalen Forscherteams hat nun entdeckt, dass auch Bakterien im Meer eine ähnliche Rolle einnehmen. Mithilfe eines speziellen Pigments, dem Proteorhodopsin, können auch sie aus Sonnenlicht Energie erzeugen – und verbrauchen dabei Kohlendioxid. Da rund die Hälfte aller marinen Bakterien dieses Pigment besitzt, könnte ihr Beitrag zum Klimaschutz theoretisch immens sein.
Noch allerdings ist unklar, wie viele Bakterienarten tatsächlich CO2 aufnehmen und welche Menge dies in der Gesamtbilanz ausmacht. Nach Ansicht der Wissenschaftler ist die neue Entdeckung jedoch in jedem Falle wichtig für das Verständnis des Klimageschehens.
Viele offene Fragen
„Selbst wenn sich herausstellt, dass nur ein winziger Anteil des Kohlendioxids von den Bakterien aufgenommen wird, kann dies eine enorme Wirkung haben”, erklärt Jarone Pinhassi, Professor für marine Mikrobiologie an der schwedischen Kalmar Universität. „Algen schlucken täglich mehr als 100 Millionen Tonnen CO2, Bakterien könnten immerhin noch Millionen von Tonnen aufnehmen. Wie viele Bakterien in den Ozeanen diese Fähigkeit besitzen und wie viel CO2 sie aufnehmen sind daher aufregende Fragen für die Zukunft.“
(idw – Schwedischer Forschungsrat – The Swedish Research Council, Kalmar University, 11.06.2008 – NPO)