Bei Männern werden der Testosteronspiegel und der Körperfettanteil teilweise durch die gleichen Gene kontrolliert. Das ergab die Auswertung einer Zwillingstudie an jungen Männern. Beide Merkmale sind stark genetisch bestimmt. Welche Gene jedoch im Einzelnen beteiligt sind, ist noch nicht klar.
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Das männliche Geschlechtshormon Testosteron gilt als Fitmacher: Es erhöht die Muskelmasse und senkt den Körperfettanteil. Aber handelt es sich hier tatsächlich um einen ursächlichen Zusammenhang? Und wenn ja, welcher Mechanismus steckt hinter dieser Verbindung? Genau diese Fragen blieben bisher unbeantwortet. Jetzt jedoch haben Forscher der Universität Ghent in Belgien einen entscheidenden Durchbruch erzielt.
Zwillinge als Probanden
Die Forscher um Jean-Marc Kaufman führten eine Studie an 674 männlichen Zwillingen durch, in der sie von jedem Teilnehmer das Körpergewicht, den Körperfettanteil und den BodymassIndex maßen und Blutproben entnahmen, um den Testosterongehalt und die Konzentration des Proteins SHBG zu ermitteln. SHBG ist ein Transporterprotein, das im Blutstrom an das Testosteron bindet und es damit inaktiv macht. Um herauszufinden, wie viel aktives Testosteron zirkuliert, müssen die Forscher daher sowohl den Gesamt-Testosterongehalt als auch die Proteinkonzentration berücksichtigen.
Mithilfe von speziellen Computerprogrammen modellierten und berechneten die Wissenschaftler den Grad der Vererbbarkeit jeder Eigenschaft und damit, in welchem Ausmaß diese Merkmale durch Gene beeinflusst sind. Anschließend analysierten sie darauf basierend die Korrelation zwischen Körperfett und Testosterongehalt.
Beide Merkmale stark genetisch bestimmt
Das Ergebnis der Forscher: Ob ein Mann viel oder wenig Geschlechtshormon in seinem Blut hat, ist zu 60 Prozent genetisch bestimmt. Beim Körpergewicht ist die gentische Komponente mit 83 Prozent sogar noch höher. „Der Körperfettanteil wird durch Umweltfaktoren wie Ernährung und Bewegung beeinflusst, aber ist auch sehr stark durch die Gene kontrolliert“, erklärt Kaufman. „Es gibt einen gut dokumentierten Zusammenhang zwischen Testosteron und Körperfettstruktur, den wir hier erneute belegt haben.“
Teilweise gleiche Gene
Und noch etwas zeigen die Daten: Zwischen Testosteron und dem Körperfettanteil existiert eine Korrelation, die vorwiegend auf gemeinsamen Genen beruht. „Wir wissen bereits, dass Testosteron und Körperfett als einzelne Merkmale eine hohe genetische Komponente besitzen“, erklärt Kaufman. „Aber in unserer Gruppe von jungen Männern zeigen wir nun, dass sie zum Teil durch die gleichen Gene kontrolliert werden.“
Sowohl Testosteron als auch SHBG zeigten eine 23-prozentige Überlappung mit dem Körperfett, SHBG sogar eine 29-prozentige Übereinstimmung. Im Gegensatz dazu ergab sich bei Umweltfaktoren wie Ernährung oder ähnlichem keine Korrelation zwischen diesen beiden Merkmalen.
Um herauszufinden, welche Gene im Einzelnen für die beiden Merkmale zuständig sein, ist weitere Forschungsarbeit nötig. Sie könnte wertvolle Hinweise liefern über die Regulation des Testosteronspiegels und der Hormon-Sensitivität bei Männern. „Unsere Ergebnisse tragen dazu bei, die komplexe Wechselbeziehung von Körperfett und Geschlechtshormonen zu erklären“, so Kaufman.
(Society for Endocrinology, 05.08.2008 – NPO)