“Wächter des Genoms“ wird das Molekül p53 genannt: Denn es kann unkontrolliert wuchernden Zellen – und damit dem Krebs – Einhalt gebieten. Doch dieser wichtige Schutzfaktor hat auch dunkle Seiten, wie Wissenschaftler nun in einer Studie in der Fachzeitschrift „Nature Genetics“ zeigen. Denn p53 reagiert auch auf bestimmte Defekte in den Proteinfabriken der Zelle, den Ribosomen, und kann dann bei Mensch und Tier unter anderem Anämie verursachen.
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Wie kommen hellhäutige Mäuse zu dunklen Füßen, Schwänzen und Ohren? Verantwortlich für die gestörte Pigmentierung sind Veränderungen im genetischen Materal der Tiere. Diese Mutationen beeinflussen aber noch weit mehr als nur die Haut- und Haarfarbe der Mäuse. Professor Martin Hrabé de Angelis, Direktor des Instituts für Experimentelle Genetik des Helmholtz Zentrums München, und Helmut Fuchs, der wissenschaftlich-technische Leiter der German Mouse Clinic, gelang mit einem internationalen Forscherteam der Nachweis, dass zwei der genetischen Veränderungen Komponenten der Ribosomen so beeinträchtigen, dass die zellulären Proteinfabriken ihre Funktionen nicht oder nicht mehr ausreichend erfüllen können.
Ribosomenschäden lösen Anämie aus
Es war bereits bekannt, dass Defekte in bestimmten ribosomalen Untereinheiten eine Vielzahl von Konsequenzen haben können. Zum einen ist die Bildung der Ribosomen aus mehreren Komponenten erschwert, was dann aber auch die Produktion von Proteinen beeinträchtigt. Zudem ist die Lebenszeit der betroffenen Zellen verkürzt. Genetisch bedingte Defekte von Ribosomen können aber auch zu schweren Störungen wie der Diamond-Blackfan-Anämie beim Menschen führen. Patienten mit diesem angeborenen Knochenmarkleiden bilden nicht genug rote Blutkörperchen, bleiben im Wachstum zurück und können unter anderem im Schädelbereich Deformationen entwickeln.