Ötzi, der Mann aus dem Eis, war vermutlich ein Hirte. Das jedenfalls schließen Wissenschaftler aus einer neuen Analyse seiner Kleidung. Mithilfe einer speziellen Massenspektrometrie identfizierten sie Schafs- und Rinderhaare als Hauptmaterial von Jacke, Leggins und Schuhen des Eismanns.
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Seit die mumifizierten Überreste des „Eismanns“ 1991 im Eis der Ötztaler Alpen entdeckt worden sind, rätseln Wissenschaftler über die genauen Umstände seines Lebens aber auch seines Todes. Noch ist nur wenig über den kulturellen und sozialen Hintergrund des vor 5.300 Jahren gestorbenen Mannes bekannt. So war zwar bekannt, dass seiner Kleidung aus Tierfellen und –häuten bestand, nicht aber genau, aus welchen.
Jacke aus Schafsfell, Schuhe aus Rinderhaut
Ein Forscherteam der Universität des Saarlandes unter Leitung von Klaus Hollemeyer hat nun Haarproben der Jacke, der Leggins und der Schuhe des Eismanns mithilfe der speziellen MALDITOF Massenspektrometrie analysiert. Sie ermöglichte es ihnen, die Peptidmuster der fermentierten Proteine in den alten Haaren genau zu bestimmen und mit Proben moderner Tierhaare zu vergleichen.
Es zeigte sich, dass Ötzis Jacke und Leggins aus Schafsfell bestanden, die Mokassins dagegen aus Rinderhäuten. „Wir stellten fest, dass die Haare von Schafen und Rindern stammen“, erklärt Hollemeyer. „Genau die Tierarten, um die sich die Hirten bei ihren saisonalen Wanderungen kümmern.” Er vermutet, dass Ötzi demnach als Hirte gelebt haben könnte oder zumindest einem Hirtenvolk entstammte.
Methode auch für Qualitätskontrollen geeignet
Die für die Analyse eingesetzt Methode könnte auch bei anderen archäologischen und paläontologischen Funden wertvolle Dienste leisten, aber auch für Qualitätskontrollen eingesetzt werden. Nach Ansicht der Forscher ist die Spektrometrie in vielen Fällen schneller und verlässlicher als die klassische DNA-Analyse. „Die Methode könnte genutzt werden, um die Reinheit von Produkten aus Tierhaaren, wie beispielsweise Pullovern aus Kaschmirwolle, zu testen“, so Hollemeyer. Auch bei der Kontrolle des EU-Verbots für Handel mit Katzen- und Hundefell könnte sie dienlich sein.
(Wiley- Blackwell, 21.08.2008 – NPO)