Manchmal ist Altbewährtes auch innovativ: Das schon in der Antike als stark antimikrobiell bekannte Kupfer, könnte künftig auch beim Kampf gegen gefährliche Krankenhauskeime eine wichtige Rolle spielen. Dies belegen erste Ergebnisse einer neuen Studie deutscher Wissenschaftler.
In einem Feldversuch wurde dabei in der Asklepios Klinik Wandsbek in Hamburg eine komplette Krankenhausstation mit Türgriffen, Türplatten und Lichtschaltern aus Kupfer ausgestattet. Denn die Keime werden nicht nur von Hand zu Hand, sondern in vielen Fällen auch über das Berühren von Klinken und Schaltern übertragen.
Hauptgegner sind gefährliche, antibiotika-resistente Bakterien (MRSA), an denen in Kliniken und Pflegeheimen weltweit zunehmend Patienten erkranken. Klassische Hygienemaßnahmen reichen offenbar nicht aus, die weitere Ausbreitung zu stoppen. Erste Untersuchungsergebnisse haben jetzt nach Angaben der Klinik und der begleitenden Forscher der Universität-Halle-Wittenberg „signifikant geringere Überlebenschancen“ von Mikroben auf Kupfer-Oberflächen gezeigt, weshalb der Feldversuch in der zweiten Jahreshälfte fortgesetzt wird. Mit einer Gesamtauswertung wird für Anfang 2009 gerechnet.
Wettlauf mit der Zeit
„Der Kampf gegen hochresistente Erreger ist mit den bisherigen Mitteln wie dem Einsatz immer neuer Antibiotika und intensiver Desinfektionsmaßnahmen nicht zu gewinnen. Wir müssen neue Wege gehen, um das Gefahrenpotential für unsere Patienten zu reduzieren“, erläutert Professor Dr. Jörg Braun von der Asklepios Klinik Wandsbek die Beweggründe für den Feldversuch.
„Wissenschaftliche Untersuchungen von mehreren unabhängigen Arbeitsgruppen zeigen zweifelsfrei, dass Kupfer-Oberflächen effizient Bakterien und andere Keime abtöten können“, bestätigt auch Professor Dr. Dietrich H. Nies vom Institut für Biologie der Universität Halle-Wittenberg.
Weltweites Untersuchungsprogramm
Die Asklepios Klinik Wandsbek ist mit ihrem Feldversuch – zweimal acht Wochen mit wöchentlichen Beprobungen – in ein weltweites Untersuchungsprogramm eingebunden. Vergleichbare Studien unter klinischen Bedingungen sind geplant oder laufen derzeit zeitgleich in Großbritannien, Südafrika, USA und Japan.
In Wandsbek wurden dabei in den vergangenen Wochen auf zwei Stationen Proben von Türgriffen, Türplatten und Lichtschaltern genommen: einmal von den herkömmlichen Oberflächen zum Beispiel aus Edelstahl, einmal von denen mit Kupferlegierungen. Türklinken und Lichtschalter sind erfahrungsgemäß die häufigsten Übertragungsflächen für Keime.
Jahr für Jahr 50.000 Tote allein in Europa
Nach seriösen Schätzungen treten allein in deutschen Krankenhäusern jährlich mehr als eine halbe Million von in Kliniken erworbenen Infektionen auf. Europaweit sind es nach Angaben des Europäischen Zentrums für Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) sogar drei Millionen Fälle, wovon 50.000 tödlich verlaufen. Eine besonders große Gefahr geht dabei von Antibiotika-resistenten Keimen wie MRSA aus (MRSA steht für Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus).
Neben der zum Teil lebensbedrohlichen Gefahr für die Patienten kommt noch ein enormer wirtschaftlicher Schaden hinzu, der allein in Deutschland in die Milliarden gehen dürfte. Für die USA gibt es eine Einschätzung des Centers for Disease Contral (CDC), wonach solche Infektionen Kosten von mehr als 4,5 Milliarden US-Dollar anrichten.
Patienten, die sich in der Klinik mit MRSA infizieren, liegen nach Schätzungen im Durchschnitt bis zu vier Tage länger im Krankenbett und verursachen Mehrkosten von 4.000 Euro, in Einzelfällen sogar bis zu 20.000 Euro. Zu den häufigsten Komplikationen geschwächter Patienten nach einer MRSA-Infektion zählen Wundinfektionen, Lungenentzündungen, Blutvergiftungen und Harnwegsinfektionen.
Weltweit läuft die Forschung auf Hochtouren
Anlass zu den Untersuchungen in der Hamburger Asklepios Klinik haben Laboruntersuchungen gegeben, bei denen 99,9 Prozent der Bakterien, darunter auch die hochgefährlichen MRSA-Erreger, innerhalb eines Zeitraumes von wenigen Minuten bis zwei Stunden auf Kupferoberflächen eliminiert wurden. Auf Edelstahloberflächen wurden dagegen Überlebensraten derselben Mikroben von bis zu drei Tagen gemessen.
Erst im März dieses Jahres hat deshalb die US-Umweltbehörde EPA die antimikrobakterielle Wirksamkeit von Kupfer bescheinigt. Die aktuellen Forschungen schließen dabei eine wissenschaftliche Lücke, die schon sehr lange existiert: „Die Menschheit hat Jahrtausende lange positive Erfahrung mit der hygienischen Wirkung von Kupfer“, sagt Anton Klassert vom Deutschen Kupferinstitut (DKI). „Vor dem Hintergrund der aktuellen Probleme im Gesundheitswesen hat das DKI jetzt erste Schritte unternommen, um diese Eigenschaften von Kupfer in einem modernen Krankenhaus anzuwenden.“
(idw – Asklepios Kliniken Hamburg, 21.08.2008 – DLO)