Die Systematik kosmischer Körper muss offenbar überarbeitet werden: Bonner Forscher haben herausgefunden, dass Braune Zwerge als eine eigene Klasse neben Sternen und Planeten behandelt werden müssen. Bisher hielt man sie nur für zu klein geratene Sterne. Möglicherweise sind sie jedoch regelrechte stellare „Fehlgeburten“, so die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Monthly Notices of the Royal Astronomical Society“.
Als Braune Zwerge oder „brown dwarfs“ bezeichnen Astronomen Objekte, die neben den Sternen die Galaxien bevölkern. Anders als diese können sie jedoch aufgrund ihrer geringen Masse keine ergiebige Wasserstoff-Kernfusion wie im Innern unserer Sonne entfachen. Doch darüber hinaus scheinen sich Braune Zwerge und Sterne auch in ihrem „Paarungsverhalten“ zu unterscheiden.
Sterne kommen nämlich oft in Paaren vor, die einander umtanzen. Die Intimität, mit der dieser Tanz erfolgt, ist jedoch sehr unterschiedlich: Manchmal ist die Führung enger als ein Erdbahnradius, auch Astronomische Einheit (AE) genannt. Die beiden Partner können aber auch viele tausend AE Abstand halten. „Anders sieht es bei braunen Zwergen aus“, erklärt der Astrophysiker Ingo Thies vom Bonner Argelander-Institut für Astronomie. „Die Bahnradien von BD-Paaren sind oberhalb von etwa 15 AE abgeschnitten; BD-Paare mit größeren Abständen sind die Ausnahme.“
Brown dwarf desert
Außerdem gibt es kaum gemischte Paare aus Sternen und Braunen Zwergen – weit weniger als erwartet. Dieses Phänomen wird auch als „brown dwarf desert“ (von engl. desert = Wüste) bezeichnet. „Nach dem klassischen Modell dürfte es diese Unterschiede nicht geben“, erklärt Professor Pavel Kroupa vom Argelander-Institut. „Demnach sollten sowohl Braune Zwerge als auch Sterne aus interstellaren Gaswolken entstehen, die sich aufgrund ihrer Masseanziehung zusammenballen. Wenn dem so wäre, sollten sich diese Himmelskörper aber auch ähnlich verhalten.“