Das Vorurteil, Neandertaler seien weniger intelligent als unsere Vorfahren gewesen und deshalb ausgestorben, ist erneut widerlegt. Wissenschaftler haben die Steinwerkzeuge unseres eiszeitlichen „Vetters“ mit denen des frühen Homo sapiens sapiens verglichen und festgestellt dass letztere nicht effizienter als die Neandertalerwerkzeuge waren.
Für Archäologen sind Faustkeile, Messerklingen und Speerspitzen wichtige Zeugen der Kultur und Lebenswelt unserer Vorfahren. Besonders spannend ist dabei der Übergang der Ära der Neandertaler, unseres eiszeitlichen „Vetters“ zur Dominanz des Homo sapiens sapiens, unseres direkten Vorfahren. Er wanderte vor rund 40.000 Jahren aus Afrika nach Europa ein und verdrängte dabei den Neandertaler. Dieser starb vor rund 28.000 Jahren aus. Warum, ist noch immer nicht eindeutig geklärt. Vielfach herrscht jedoch die Ansicht, dass der Homo sapiens technisch und kulturell weiter entwickelt war als der europäische Eiszeitmensch.
Die Lehrmeinung besagte demzufolge auch, dass schmalere, feinere Klingen, wie sie der Homo sapiens nach seiner Einwanderung produzierte, effizienter seien und daher ein wichtiger Fortschritt in der Werkzeugherstellung darstellen. Der Neandertaler dagegen nutzte vorwiegend breitere, weniger stark bearbeitete Flintabschläge, die bislang immer als minderwertiger und daher weniger entwickelt galten.
Drei Jahre Feuersteinklopfen
Ein Team von Wissenschaftlern der Exeter Universität in England, sowie der Southern Methodist Universität, der Texas State Universität und der Think Computer Corporation in den USA hat nun die Werkzeuge und ihre Effizient genauer verglichen. Dafür verbrachten die Forscher drei Jahre lang damit, die Herstellungstechniken der Frühmenschen zu lernen und nachzuvollziehen. Sie stellten dabei sowohl die Flintabschläge der Neandertaler und frühen Homo sapiens her, als auch die später von letzeren erzeugten schmalen Klingen. Dabei analysierten sie die Anzahl der in bestimmter Zeit hergestellten Werkzeuge, aber auch wie scharf die Faustkeile waren, wie viel Rohmaterial verbraucht wurde und wie lange die Werkzeuge hielten.