Das Gehirn legt ständig neue Informationsleitungen zwischen Nervenzellen an und baut ungenutzte Verbindungen wieder ab. In manchen Situationen aber kann es auch wichtig sein, unwichtige Informationen nur zeitweilig zu unterdrücken. Wie die dafür zuständigen hemmenden Kontakte im Gehirn entstehen, haben Wissenschaftler jetzt ertsmals herausgefunden, wie sie in der Fachzeitschrift „Nature Neuroscience“ berichten.
Denken ist ein komplexer Prozess. Wie in einem riesigen Kabelnetz fließen Informationen von einer Nervenzelle zur Nächsten. Um die ständig eintreffenden neuen Informationen verarbeiten zu können, sind die Verbindungen sehr anpassungsfähig: Sobald wir etwas Neues sehen, erleben oder tun, wachsen neue Querverbindungen zwischen einzelnen Nervenzellen aus. Über diese neuen Verbindungen kann eine Information dann an die richtigen Zellen weitergegeben und somit verarbeitet werden.
Neue Datenleitungen durch flexible Fortsätze
Der Blick durchs Mikroskop zeigt, dass der Aufbau neuer Kontakte über winzige Fortsätze geschieht. Soll etwas Neues verarbeitet werden, wachsen auf den Verästelungen einer Nervenzelle, den sogenannten Dendriten, feine Fortsätze aus. Doch wie in einem Kabelknäuel reicht das reine Überkreuzen von Kabeln nicht aus, um Informationen auszutauschen. Trifft ein Fortsatz daher auf eine Nachbarzelle, die sich zur Verarbeitung der neuen Information eignet, so reift am Ende des Fortsatzes eine Synapse. Erst diese Kontaktstelle ermöglicht die Weitergabe der Informationen von einer Zelle zur nächsten. Ist die kontaktierte Zelle für den Austausch dagegen ungeeignet, zieht sich der Fortsatz wieder zurück.
Doch wie in jedem Kabelnetz käme es auch in den Nervenleitungen schnell zu Überlastungen, wenn die Datenübertragung nicht an manchen Stellen oder zu manchen Zeiten eingeschränkt würde. So gibt es neben den flexiblen Fortsatz-Kontakten, die den Datenaustausch fördern, andere Kontakte, die den Informationsfluss hemmen. Wie diese hemmenden Kontakte entstehen, war bislang jedoch völlig unklar.