Das Geheimnis der Elektronenheizung in Niedertemperaturplasmen haben jetzt Bochumer Forscher gelüftet – und damit eine Antwort gefunden auf die Jahrzehnte alte Frage, warum gerade die Elektronen in diesen Plasmen so heiß sind: Durch das nichtlineare Verhalten der Randschicht schaukelt sich der im Plasma fließende elektrische Strom selbst auf. Direkt damit verbunden ist eine Erhöhung der elektrischen Leistung und somit auch der Heizung des Plasmas.
Über diesen bisher unbekannten Mechanismus, die so genannte „nichtlineare Elektronen-Resonanz-Heizung“, berichten die Forscher vom Center of Excellence „Plasma Science and Technology“ (CPST) der Ruhr-Universität Bochum (RUB) in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Physical Review Letters“.
Grundlegendes Verständnis nach 30 Jahren
Mit ihren Forschungsergebnissen leisten die Bochumer Elektroingenieure Thomas Mussenbrock und Professor Ralf Peter Brinkmann zusammen mit Kollegen von der Universität von Kalifornien in Berkeley um Professor Mike Lieberman einen Beitrag, die seit über 30 Jahren industriell eingesetzten, so genannten kapazitiven Niedertemperaturplasmen grundlegend zu verstehen.
„Seit den 70er Jahren gab es eine lebhafte fachliche Debatte über die Funktionsweise der Plasmen, die jedoch zu keinem abschließendem Ergebnis geführt hat. Insbesondere der exakte Mechanismus der Energieeinkopplung ist nicht vollständig verstanden“, sagt Mussenbrock. „Seitdem man Plasmen entdeckt hat und nutzt, gibt es deutliche Unterschiede zwischen theoretischen Vorhersagen vom Verhalten des Plasmas und tatsächlichen Messungen.“ Der an der RUB entdeckte Mechanismus liefert einen neuen Ansatz, um die Heizmechanismen in Niedertemperaturplasmen erstmals vollständig zu erklären.