Die Nordsee ist keine Wasserwüste, sondern es wimmelt dort offenbar nur so vor Leben. Dies hat jetzt ein Team von Meeresbiologen bei einer Expedition mit dem Forschungsschiff „Walther Herwig III“ festgestellt. Danach ist der Artenreichtum in der Nordsee viel größer als bisher angenommen.
Die Forscher um Siegfried Ehrich vom Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI) in Hamburg haben auf ihrer Reise langfristige Veränderungen in der Zusammensetzung der Fischfauna, der bodenlebenden Wirbellosenfauna – Schnecken, Muscheln und Krebse – und der Meeresvögel untersucht.
Immer mehr Fische
Die Ergebnisse aus dem 1970 beginnenden und auf standardisierten Methoden basierenden Datensatz des interdisziplinären Wissenschaftlerteams belegen, dass die Artenvielfalt der Fische in der Nordsee seit 30 Jahren stetig zunimmt. Dies gilt nicht nur für die südlichen, sondern auch für die an kältere Gebiete gewöhnten Fischarten.
Die Deutsche Bucht ist dabei ein ganz besonders artenreiches Teilgebiet der Nordsee. Neben Fischen betrifft das auch die am und im Boden lebenden Würmer, Muscheln, Schnecken und Stachelhäuter. Die Biomasse und Artenzahlen der Seesterne und Schwimmkrabben und einiger kleiner, nicht kommerziell genutzter Bodenfischarten hat in den letzten zehn Jahren in der Deutschen Bucht signifikant zugenommen.
Viele Wirbellose vor Norderney
Weiterhin ergaben Langzeituntersuchungen des Forschungsinstituts Senckenberg am Meer, dass die Artenvielfalt der wirbellosen Fauna am Meeresboden in dem Gebiet vor der ostfriesischen Insel Norderney in den letzten 30 Jahren um mehr als 50 Prozent angestiegen ist.
Dieser positive Eindruck kann nach Angaben der Forscher nicht darüber hinweg täuschen, dass ein Teil der kommerziell genutzten Fischbestände wie Kabeljau und Hering seit Jahren überwiegend schwache Nachwuchsjahrgänge hervorgebracht hat und zurzeit nicht nachhaltig bewirtschaftet wird. Andererseits gibt es aber auch gesunde Bestände wie Seelachs und Schellfisch, die momentan sehr gute Fischereierträge liefern.
Nächste Reise bereits geplant
Die jetzige Reise war Teil eines vom Internationalen Rat für Meeresforschung koordinierten Langzeitprogramms, an dem in diesem Jahr sechs weitere Forschungsschiffe der Nordsee-Anrainerstaaten teilnahmen. Die nächste Fahrt der Walther Herwig III wird in die Nord- und Ostsee gehen. Dort stehen dann Untersuchungen von Fischen auf mögliche Krankheiten und Schadstoffe auf dem Programm.
(idw – Johann Heinrich von Thünen-Institut, 01.09.2008 – DLO)