Phytochrome sind Moleküle in Pflanzenzellen, die für die Wahrnehmung von Licht zuständig sind. Gießener und Marburger Forscher sind nun in einer neuen Studie bei der Erforschung der Funktionsweise dieser Phytochrome einen entscheidenden Schritt weiter gekommen. Sie berichten über ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America“ (PNAS).
Phytochrome sind sehr wichtig im Leben der Pflanzen, da sie die Keimung, das Wachstum der Sprosse, den Aufbau des Photosynthese-Apparats, die Reaktionen auf Schatten sowie die Einleitung der Blühphase steuern. Bis 1996 dachte man, dass Phytochrome ausschließlich bei Pflanzen vorkämen, aber damals entdeckte Jon Hughes, Professor für Pflanzenphysiologie an der Universität Gießen, zusammen mit Kollegen das erste prokaryotische Phytochrom bei einer Art photosynthetischem Bakterium, und zwar in der Blaualge Synechocystis. Diese Arbeit hatte weitreichende Auswirkungen in diesem Forschungsgebiet.
Licht bewirkt Umbau des Moleküls
Seitdem hat sich das Team von Hughes sehr intensiv mit diesem „Cph1“ (cyanobacterial phytochrome) beschäftigt, da es besondere Vorteile für biochemische Studien mit sich bringt. Vor drei Jahren begannen die Gießener Forscher gemeinsam mit der Arbeitsgruppe von Professor Lars-Oliver Essen von der Universität Marburg mit Versuchen, Cph1-Kristalle zu bilden. Ziel dabei war es, die dreidimensionale Struktur des Moleküls mit Hilfe der Röntgen-Kristallographie zu klären.
Dies ist den Forschern auch rasch gelungen, so dass man jetzt genau weiß, wie fast alle Atome in dem Molekül angeordnet sind. Somit beginnen Wissenschaftler auch besser zu verstehen, wie dieses Molekül funktioniert. Das bedeutet: man weiß mehr darüber, wie die Aufnahme von Licht (also eines Photons) einen Umbau des Moleküls bewirkt, der dann auch die Biochemie der Zelle und schließlich die Physiologie der Pflanze fundamental verändert.