Lange Zeit war unklar, wie die gewaltigen gebänderten Eisenerze Südafrikas und Australiens entstanden sind. Doch jetzt haben Tübinger Forscher herausgefunden, dass eisenoxidierende Bakterien im Urozean eine Schlüsselrolle für ihre Bildung gespielt haben müssen. Die Mikroben konnten das Eisen sogar trotz fehlendem Sauerstoff oxidieren, wie die Forscher in Nature Geoscience berichten.
Vor allem in Südafrika und Australien gibt es mächtige, zwei bis 3,4 Milliarden Jahre alte geologische Formationen aus Eisenoxid und Siliziumdioxid. Manche von diesen sogenannten gebänderten Eisenformationen (englisch: Banded Iron Formations, BIFs) enthalten viele Milliarden Tonnen Eisenoxid und haben eine Ausdehnung von 100.000 Quadratkilometern. Diese Eisenerze decken nicht nur einen Großteil des Weltbedarfs an Eisen, sondern sind auch von besonderem Interesse für die Wissenschaft. Denn sie geben Aufschluss über die Entwicklung der Atmosphäre und des Klimas sowie der Evolution von Mikroorganismen in der frühen Erdgeschichte. Wie die Ablagerungen mit den auffälligen Bänderungen entstanden sind, war bislang jedoch unbekannt.
Rätsel der Eisenbänder
Doch die Geomikrobiologen Nicole R. Posth und Florian Hegler von der Universität Tübingen unter der Leitung von Professor Andreas Kappler fügten jetzt der Entstehungsgeschichte ein wichtiges Puzzleteil hinzu. Sie haben erstmals eine plausible Erklärung gefunden, auf welche Weise Mikroorganismen an der Bildung der Eisenerze beteiligt waren und wie sie auch zur Ablagerung der immer im Wechsel mit dem Eisen auftretenden Siliziumdioxid-Schichten beigetragen haben. Die Forschungsergebnisse wurden von der Fachzeitschrift Nature Geoscience online veröffentlicht.
Das Eisen im Urozean stammte aus heißen Quellen am Ozeanboden und war als reduziertes, zweiwertiges Eisen im Wasser gelöst. Der Großteil des Eisens in den heutigen BIFs liegt jedoch als oxidiertes, dreiwertiges Eisen vor. Demnach muss das zweiwertige Eisen zur Ablagerung oxidiert worden sein. Im klassischen Modell zur Entstehung der BIFs wurde angenommen, dass die Oxidation durch Sauerstoff geschah, den frühe einzellige Lebewesen, die Cyanobakterien, durch ihren Stoffwechsel als Abfallprodukt gebildet hatten.