Der Eismann „Ötzi“ hat wahrscheinlich keine lebenden Nachfahren mehr. Die Analyse der mitochondrialen DNA des vor 5.300 Jahren in den Tiroler Alpen im Eis eingeschlossenen Frühmenschen zeigte, das er zu einer genetische Linie gehört, die heute extrem selten und vielleicht sogar komplett ausgestorben ist.
1991 wurden in den Tiroler Alpen die mumifizierten Reste eines Mannes entdeckt, der vor 5.300 Jahren lebte. Sein Tod, aber auch sein Leben beschäftigen die Forschung seitdem in vielfacher Weise. Jetzt hat ein britisch-italienisches Forscherteam unter Leitung von Franco Rollo von der Universität von Camerino und Luca Ermini von der Universität Leeds die mitochondriale DNA der Eismumie „Ötzi“ mithilfe neuer Technologien untersucht. Die Forscher verglichen ihre Ergebnisse mit modernen so genannten Haplogruppen. Angehörige derselben Haplogruppe teilen gleiche mtDNA-Sequenzen und gehen auf einen gemeinsamen Vorfahren zurück.
Mitochondriale DNA zeigt Verwandtschaften an
„Veränderungen in der mitochondrialen DNA ereignen sich nur graduell im Laufe der Weitergabe durch die Generationen“, erklärt Martin Richards, Professor für Biologie an der Universität von Leeds in Großbritannien. „Deshalb liefert sie uns eine effektive Möglichkeit, Vorfahren über die mütterliche Linie über tausende von Jahren zu verfolgen und Verwandtschaft über ganze menschliche Populationen zu ermitteln.“
Da sich die DNA nach dem Tode eines Organismus sofort zu zersetzen beginnt, liegt auch die mtDNA von “Ötzi” nicht komplett, sondern in zahlreichen Bruchstücken vor. Die Forscher testeten rund 250 dieser Fragmente mehrfach, um sicherzustellen, dass die Ergebnisse nicht durch Lesefehler verfälscht wurden. Am Ende hatten die Wissenschaftler damit den ältesten vollständig vorliegenden Ausschnitt einer menschlichen mtDNA erzeugt.