Ein gerade untersuchter Schädel des ältesten Fellnashornfunds in Europa belegt, dass die Eiszeitriesen sehr viel früher als bisher vermutet in Mitteleuropa unterwegs waren. Die zotteligen Tiere, die zwei beeindruckend lange Hörner auf ihrem Vorderschädel trugen, weideten schon vor 460.000 Jahren am Fuß des Kyffhäusergebirges, das damals kahl und unbewaldet aus der weiten Ebene Nordthüringens ragte. Zu der Zeit war es eiskalt und die Temperaturen sowie die Luftfeuchtigkeit lagen deutlich niedriger als heute.
„Dies ist das älteste Fellnashorn Europas“, sagt Ralf-Dietrich Kahlke vom Forschungsinstitut Senckenberg. „Mit dem Fund können wir erstmals exakt die Entstehung einer Kaltzeitfauna datieren, die sich fast über den gesamten asiatischen und europäischen Raum verbreitetet hat. Das Besondere daran ist, dass die für die Eiszeit typischen Säugetierarten unter den damaligen Klimabedingungen Kontinent übergreifend auftraten. Das gab es zu keiner anderen Zeit“, erklärt der Paläontologe die Bedeutung des Fundes.
Einförmige Graslandschaft
Nur wenige Kilometer vom Fundort entfernt befand sich nach Angaben der Wissenschaftler die Stirn eines Gletschers, der sich während der Elster-Eiszeit von Skandinavien aus in Richtung Südwesten ausgedehnt hatte und langsam über die einförmige Graslandschaft schob. Doch in der so genannten Mammutsteppe konnten gut angepasste Kreaturen wie Mammuts, Rentiere, Moschusochsen und andere Kaltzeittiere überleben und fanden hier die passende Nahrung.
Der einheitliche Vegetationstyp, der sich unter extremen Klimabedingungen entwickelt hatte, zog sich einst von den Küsten des Polarmeeres bis zum Pazifik und reichte im Westen bis nach Mitteleuropa.