Hoffnung für „Schokoholics“: Schon 15 Minuten schnelles Gehen reichen aus, um die Sucht nach Schokolade zu dämpfen. Das haben jetzt Experimente britischer Forscher gezeigt. Sie belegten, dass Bewegung nicht nur gegen Nikotinsucht und andere Drogengelüste hilft, sondern auch bei starker Naschsucht.
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Durchschnittlich 97 Prozent aller Frauen und 68 Prozent der Männer bezeichnen sich als naschsüchtig oder süchtig nach bestimmten Lebensmitteln, das haben frühere Studien ergeben. Das ist meistens Schokolade, können aber auch andere kalorienreiche, fetthaltige oder zuckrige Leckereien sein. Tatsächlich enthält Schokolade eine Reihe von biologisch aktiven Inhaltsstoffen, die ihren Ruf als „Glücklichmacher“ bestätigen. Dummerweise hat diese „Seelennahrung“ deutlich ungünstigere Wirkungen für den Rest des Körpers. Aber das Abgewöhnen dieser Naschsucht ist alles andere als leicht.
Potenziell verführerische Situationen
Wissenschaftler der Universität von Exeter in Großbritannien führten nun Versuche an 25 „Schokoholics“ durch um herauszufinden, ob Bewegung vielleicht beim Abgewöhnen der süßen Sucht helfen kann. „Es ist zwar absolut kein Problem, ab und zu einen Schokoriegel zu naschen“, erklärt Adrian Taylor, Professor an der Universität von Exeter, „aber es ist hilfreich zu wissen, warum wir auch dann diese extrem energiereichen Snacks essen, wenn wir eigentlich gar nicht wollten.“
Die Probanden mussten zunächst drei Tage lang abstinent leben, dann baten die Forscher sie, entweder 15 Minuten zügig zu gehen oder sich auszuruhen. Anschließend wurden die Versuchspersonen Situationen ausgesetzt, die normalerweise Lust auf Schokolade auslösen, darunter eine mentale Herausforderung und das Öffnen eines Schokoriegels und sollten ihre „Schokolust“ bewerten.
Deutlich weniger Schoko-Lust
Die Teilnehmer, die 15 Minuten Bewegung hinter sich hatten, beobachteten an sich eine deutlich reduzierte Naschsucht nicht nur während der Bewegung sondern auch noch zehn Minuten danach. Auch in den potenziell Schokolust-auslösenden Situationen hatten sie keine Probleme, der Versuchung zu widerstehen. Anders dagegen die Ausgeruhten: Sie waren so naschlustig wie eh und je.
Belohnungsschaltkreis ähnlich wie bei anderen Süchten
„Unsere Forschungen haben schon zuvor gezeigt, dass schon kurze Perioden von physischer Aktivität die Lust auf eine Zigarette reduzieren können“, erklärt Adrian Taylor. „Aber dies ist die erste Studie, die Bewegung mit reduzierter Schokoladenlust in Zusammenhang bringt. Neurowissenschaftler haben bereits vermutet, dass es Prozesse im Belohnungsschaltkreis des Gehirns gibt, die der Drogensucht und der Naschsucht gemeinsam sind.“
Nach Ansicht des Forschers könnte die Bewegung Botenstoffe im Gehirn beeinflussen, die wiederum dazu beitragen, die Süchte und Gelüste zu dämpfen. Gute Nachrichten also für alle, die ihre Naschsucht zügeln und abnehmen wollen. „Kurze Zeiten der Aktivität können uns helfen, uns energiereich und gut zu fühlen“, so Taylor. „Nur 30 Minuten täglich, aufgeteilt in jeweils 15 Minuten, bringt uns nicht nur körperliche und mentale Gesundheit, sondern hilft uns auch, unsere Energieaufnahme zu regulieren. Zudem helfen diese Forschungen auch, die komplexe psychologische und emotionale Beziehung, die wir zum Essen haben besser zu verstehen.“
(University of Exeter, 17.11.2008 – DLO)