Biologie

Galápagos: Pflanzen irrtümlich als „Invasoren“ eingestuft

Fossile Pollen retten sechs Pflanzenarten vor versehentlicher Ausrottung

Galapagos-Inseln © NASA/GSFC

Auf den Galápagos- Inseln gelten eingeschleppte Tiere und Pflanzen als Bedrohung der heimischen Artenvielefalt und werden mit großem Aufwand bekämpft. Doch jetzt zeigt eine in „Science“ veröffentlichte Studie, dass mindestens sechs der als Invasoren eingestuften Pflanzenarten in Wirklichkeit heimisch sind. Fossile Pollen belegen dies.

Die Galápagos-Inseln weisen eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten auf. Eine der größten Bedrohungen für dieses vielfältige Ökosystem stellen Arten dar, die seit der Entdeckung des Inselarchipels vor 500 Jahren durch den Menschen eingeschleppt wurden. Zahlreiche der einzigartigen einheimischen Tiere und Pflanzen sind durch den schädlichen Einfluss von Eindringlingen beinahe oder komplett ausgestorben. Nur wenn die fremden Arten unter Kontrolle gebracht werden, bleibt die Biodiversität im Galápagos-Archipel erhalten.

Fossile Pollen als Herkunftsnachweis

Damit die Eindringlinge bekämpft werden können, braucht es jedoch Methoden, die eine exakte Einteilung in einheimische und fremde Arten zulassen.Eine Gruppe von Pflanzenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern unter Leitung von Forschern der Universität Bern hat zu diesem Zweck fossile Pollen und Pflanzenreste in sedimentären Ablagerungen untersucht – und so Klarheit geschaffen:

Für mindestens sechs als eingeschleppt taxierte Pflanzen konnten die Forschenden zeigen, dass diese in Wirklichkeit einheimisch sind. Die gefundenen Pflanzenreste beweisen, dass alle sechs Pflanzenarten auf den Galápagos-Inseln schon existierten jahrtausende bevor der Mensch das Archipel entdeckte. Die Resultate dieser Studie wurden soeben im renommierten Wissenschaftsmagazin „Science“ publiziert.

Irrtümliche Ausrottung nicht ausgeschlossen

Eine der falsch bestimmten Pflanzen, der Hibiscus diversifolius, wurde bisher als Eindringling und als mögliche Bedrohung für das lokale Ökosystem bezeichnet. Ohne die aktuelle Studie wäre die Pflanze womöglich in Zukunft bekämpft oder gar ausgerottet worden. Weltweit werden jährlich Millionen von Franken ausgegeben, um eingeschleppte Pflanzen zu kontrollieren. „Es ist nicht einfach herauszufinden, welche Arten einheimisch sind und welche eingeschleppt wurden – besonders in Ökosystemen, die so einzigartig sind und eine so hohe Biodiversität aufweisen wie die Galápagos-Inseln“, erklärt die Berner Pflanzenwissenschaftlerin Jacqueline van Leeuwen, Erstautorin der Studie.

Die Bestimmungen basieren oft auf ökologischen Vermutungen, die zum Beispiel daraus abgeleitet werden, wie sich die Verbreitung der Pflanzen innerhalb eines Ökosystems langfristig verändert oder wie die Pflanzen in benachbarten Gebieten eingestuft werden. Deshalb könnte in Zukunft die Untersuchung fossiler Pollen und Pflanzenreste als zuverlässige Methode noch weitere fehlerhafte Klassifizierungen enthüllen – auch außerhalb der Galápagos-Inseln.

(Universität Bern, 25.11.2008 – NPO)

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