Manchmal greifen Physiker zu altbewährten Basteltricks: Ein internationales Wissenschaftlerteam hat jetzt Mikromaschinen mit einem ähnlichen Kniff konstruiert, mit dem Modellbauer Buddelschiffe in Flaschen bugsieren: So wie diese die Masten und die Takelage eines Seglers erst in der Flasche aufrichten, fügen die Forscher Ventile, eine Pumpe und das Rührwerk eines Mikrolabors erst in einer winzigen Apparatur auf einem Chip zusammen.
Dazu haben sie Kolloidteilchen – winzige Plastikkügelchen, die sich magnetisieren lassen – als Bausteine in die Kanäle auf dem Chip geschleust. Mithilfe eines Magnetfeldes werden die Teilchen dann zu größeren Aggregaten zusammengefügt und setzen sich dann als Mikromaschinen in Bewegung. Die Forscher des Max-Planck-Instituts für Metallforschung, der Universität Stuttgart und der Colorado School of Mines berichten über ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS).
„Labs on a Chip“
Biologen und Chemiker möchten für ihre Experimente künftig möglichst auf sperrige Glaskolben, Bunsenbrenner und Magnetrührer verzichten. Vergleichbar mit der Mikroelektronik, wo Elektronen durch winzige Leiterbahnen gelenkt werden, sollen chemische Reaktionen künftig in mikrofluidischen Systemen, das heißt Kammern und Kanälen von wenigen Mikrometern Durchmesser, ablaufen. Mit solchen so genannten „Labs on a Chip“ lassen sich dann etwa DNA-Sequenzen oder Blutproben deutlich schneller und effizienter analysieren.
Da sie nur mit winzigen Flüssigkeitsmengen arbeiten, ist ein solcher Ansatz auch sehr viel kostengünstiger als herkömmliche Verfahren, in denen größere Stoffmengen benötigt werden. Schließlich wären entsprechende Analyse-Geräte auch transportabel, weil ihr Herzstück sehr wenig Platz braucht. So könnten etwa Rettungssanitäter Blutproben direkt am Unfallort untersuchen.