Ökologie

Klimawandel bedroht Schmetterlinge

UFZ und NABU stellen neuen europäischen Klimaatlas der Schmetterlinge vor

Der Aurorafalter könnte im Jahre 2080 in Deutschland über 85 Prozent seines Lebensraumes verloren haben, so neueste Szenarien. © Chris van Swaay / Butterfly Conservation Europe (BCE)

Europas Schmetterlinge sind durch den Klimawandel ernsthaft bedroht. Allein für den Aurorafalter gilt, dass er unter heutigen Bedingungen im Jahre 2080 über 85 Prozent seines Lebensraumes verlieren könnte. Dies zeigt der neue Klimaatlas der europäischen Tagfalter. Er legt dar, wie die meisten dieser Tiere auf den Klimawandel reagieren könnten.

Der neue Klimaatlas „Climatic Risk Atlas of European Butterflies“ zeigt nach Angaben des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) und des NABU, deutlich einen Trend nach Norden im zukünftigen Verbreitungsgebiet vieler europäischer Arten. Unter einem „worst-case scenario“, das von einem durchschnittlichen Temperaturanstieg in Europa von 4,1 °C bis 2080 ausgeht, würden sich beispielsweise für 70 der rund 300 untersuchten Arten über 95 Prozent des derzeitig geeigneten Klimaareals verschieben.

Klimaschutz ernst nehmen

Ein Szenario relativ geringer Veränderung – durchschnittliche Temperaturerhöhung um 2,4°C – würde immer noch den Verlust von über 50 Prozent des derzeitig geeigneten Areals für 147 Arten nach sich ziehen. „Der Atlas zeigt erstmalig, wie die Mehrzahl europäischer Tagfalter auf den Klimawandel reagieren könnte. Klimaschutz muss endlich ernst genommen werden. Landnutzung und Artenschutz müssen stärker den Erhalt großer und vielfältiger Populationen und zusammenhängender Lebensräume fördern“, bekräftigte NABU-Präsident Olaf Tschimpke die Aussagen der Wissenschaftler.

„Die Art und Weise, in der Tagfalter betroffen sind, gibt uns gute Anhaltspunkte darüber, wie auch viele andere Insekten reagieren dürften – und Insekten machen nicht nur zwei Drittel aller Artenvielfalt aus, sondern sind beispielsweise auch unverzichtbar für erfolgreiche Landwirtschaft“, betonte der federführende Autor des Atlasses, Josef Settele vom UFZ in Leipzig.

Dramatischer Verlust des Lebensraumes

In Deutschland kommen derzeit etwa 190 Tagfalterarten vor. Unter dem „Worst-Case-Szenario“ würden etwa die Hälfte davon bis 2080 zwei Drittel ihres Lebensraumes verlieren, so sie den Veränderungen nicht hinterher wandern können. Ein Viertel der Arten würde sogar mehr als 95 Prozent des Lebensraumes einbüßen wie zum Beispiel das Große Wiesenvögelchen oder der Braunfleckige Perlmutterfalter. Unter einem Szenario geringer Veränderung würde bei sonst gleichen Ausgangsbedingungen immer noch ein Viertel der Arten bis 2080 zwei Drittel ihres Klima-Areals verlieren.

Schmetterlinge haben durch die Zerstörung von Lebensräumen und durch Veränderungen in der Land- und Forstwirtschaft in den letzten Jahrzehnten ohnehin bereits starke Verluste hinnehmen müssen. Diese nach wie vor anhaltende Gefährdung wird nun durch die klimatischen Risiken noch verstärkt.

NABU fordert Signale für den Klimaschutz

Der Tagfalter-Klimaatlas basiert auf der Arbeit von zahlreichen Wissenschaftlern aus ganz Europa. Der Klimaatlas zeigt aber auch den großen wissenschaftlichen Wert ehrenamtlich erhobener Daten, sind sich UFZ und NABU einig. Der größte Teil der für die Modellierung und Beurteilung der Auswirkungen von Zukunftsszenarien auf die Tagfalter verwendeten Daten aus Deutschland wurde durch die „Bundesarbeitsgemeinschaft Schmetterlinge“ des NABU erhoben, dem neben dem vom UFZ betriebenen „Tagfalter-Monitoring-Deutschland“ (TMD) größten deutschen Netzwerk ehrenamtlicher Schmetterlingsforscher.

„So alarmierend das Ergebnis ist, gleichzeitig sind wir stolz darauf, dass durch den NABU ein wichtiger Beitrag zum zukünftigen Schutz der Tagfalter geleistet werden konnte“, so Tschimpke. Jetzt sei es an Politik und Landnutzern in ganz Europa, ihre Verantwortung wahrzunehmen und bei den Klimaverhandlungen in Posen und beim EU- Gipfel am 11./12.12. in Brüssel die richtigen Signale für den Klimaschutz zu setzen.

(idw – Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ/NABU, 11.12.2008 – DLO)

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