Das Erlernen eines Gefühls der Sicherheit aktiviert zelluläre und molekulare Vorgänge, die gegen Depressionen wirken. Dies haben Wissenschaftler in den USA anhand eines neuen Tiermodells herausgefunden, mit dessen Hilfe die relevanten zellbiologischen Vorgänge besser untersucht und erklärt werden können.
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Die nun im Fachjournal „Neuron“ vorgestellten Ergebnisse zeigen, dass „Erlernte Sicherheit“ eine vergleichbare antidepressive Wirkung wie Psychopharmaka haben kann – diese Wirkung aber durch andere molekulare Vorgänge gesteuert wird.
Angst ist gut. Sie schützt uns vor allerlei Gefahren. Daher ist sie sowohl Teil unserer Instinkte als auch erlernbar. Angst kann aber auch lästig oder gar krankhaft werden und verschiedene psychische Leiden wie beispielsweise Depressionen hervorrufen. Um erlernte Angst zu erforschen, wurde jetzt bei Tieren ein angstreduzierendes Verhalten untersucht: die so genannte Erlernte Sicherheit.
Dabei werden Tiere so konditioniert, dass sie spezielle Reize mit einem Gefühl der Sicherheit assoziieren, was in der Folge erlernte Angst vermindert. Dieses experimentelle Modell nutzte nun Daniela D. Pollak in einem Projekt an der Columbia University, Howard Hughes Medical Institute, USA. So analysierte sie zelluläre und molekulare Vorgänge im Zusammenhang mit Erlernter Sicherheit.
Eindeutige Ergebnisse
Die Ergebnisse waren erstaunlich klar, wie Pollak sagt: „Drei wesentliche Schlussfolgerungen lassen sich aus den Arbeiten unseres Teams ableiten: Erstens, Erlernte Sicherheit ist ein Tiermodell für Verhaltenstherapie gegen Depressionen, in dem es zu ähnlichen Wirkungen kommt wie durch die Behandlung mit Psychopharmaka. Zweitens, das Tiermodell bietet sich daher auch an, zelluläre und molekulare Interaktionen zwischen medikamentösen und verhaltenstherapeutischen Behandlungen von Depressionen zu analysieren. Und drittens, Erlernte Sicherheit führt zu zellbiologischen Reaktionen, wie sie auch durch Antidepressiva hervorgerufen werden – nutzt dafür aber andere molekulare Mechanismen.“
Positiver Einfluss auf neue Zellen
Konkret konnte das Team um Pollak folgende zellulären und molekularen Vorgänge im Zusammenhang mit Erlernter Sicherheit beobachten: Die Forscher zeigten beispielsweise, dass Erlernte Sicherheit in einer spezifischen Region des Hippokampus des Hirns positiven Einfluss auf neu entstandene Zellen hat.
Denn dort überlebten signifikant mehr neue Zellen, wenn sie zuvor einen Stimulus durch das Erlernen von Sicherheit erfahren hatten. Dieser Effekt auf das Überleben der Zellen könnte auf die vermehrte Expression des Proteins BDNF (brain-derived neurotrophic factor) zurückgeführt werden, die ebenfalls durch Erlernte Sicherheit hervorgerufen wird. Der Stimulus für die Zellen, das zeigte die neue Studie, musste jedoch in einer bestimmten Phase nach der Entstehung der neuen Zellen erfolgen, um wirksam zu sein.
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Reduzierte Genaktivität
Darüberhinaus haben Pollak und ihr Team Effekte auf die Aktivität verschiedener wichtiger Gene beobachtet. Danach werden durch Erlernte Sicherheit Gene des dopaminergenen und neuropeptidären Systems in der Amygdala in ihrer Aktivität reduziert. Interessanterweise identifizierten die Wissenschaftler aber keinen Effekt auf das serotonin-abhängige System iden, das ein Hauptziel für die medikamentöse Behandlung von Depressionen darstellt.
Zwei Wege – ein Ziel
In der Summe führen diese Ergebnisse dazu, dass Pollak von mindestens zwei unterschiedlichen Neurotransmitter-Systemen für die anti-depressiven Effekte der Erlernten Sicherheit ausgeht. Diese führen zu neuronalen Modifikationen, die denen von Antidepressiva verursachten ähneln. Doch werden dazu – wie das Fehlen eines Effekts auf das serotonin-abhängige System nahelegt – andere zellbiologische Vorgänge beeinflusst.
(Wissenschaftsfonds FWF / Howard Hughes Medical Institute, 31.12.2008 – DLO)