Frühe Hilfe spart Geld
Rund 70 Prozent der Patienten mit Panikstörungen zeigen zudem auch andere Erkrankungen wie Alkoholabhängigkeit, Phobien oder Depression. Knapp ein Drittel ist abhängig von Medikamenten. In der Regel erhalten die Betroffenen erst nach sieben Jahren eine Psychotherapie.
„Durch eine Frühintervention könnten wir vielen Patienten viel Leid ersparen und dem Beitragszahler der Krankenkassen auch viel Geld. Aus diesem Grund haben wir an einer Ausschreibung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung teilgenommen. Das Ministerium sah dringenden Handlungsbedarf bei der Erforschung der Effektivität von Psychotherapie“, sagt Professor Dr. Alfons Hamm vom Institut für Psychologie der Universität Greifswald.
Sechswöchige Verhaltenstherapie erfolgreich
Auch wenn die Nachuntersuchungen noch nicht ganz abgeschlossen sind, belegen die Zwischenergebnisse der deutschlandweiten Studie, dass mit einer sechswöchigen Verhaltenstherapie fast 90 Prozent der Patienten geholfen werden kann. Ihnen wird ein langfristig funktionaler Umgang mit Angst vermittelt. Die Effekte der Therapie sind extrem gut.
„Wir haben beim Rückgang der selbst beurteilten Angst eine Effektstärke von 2.26 gemessen. Das ist außergewöhnlich gut. Die Betroffenen werden wieder mobiler und sie überwinden ihre Angst vor der Angst, wenn wir sie während der Behandlung gezielt mit der Realität konfrontieren. Das heißt, sie müssen mit dem Bus fahren, ein Kaufhaus besuchen oder allein im Wald spazieren gehen, alles Dinge, die sie lange vermeiden haben, weil sie Angst vor Panikattacken hatten,“ so Hamm.
Der Psychologe hofft, dass die sehr effiziente Therapie flächendeckend eingeführt wird. So könnte mehr Betroffenen geholfen werden. In Mecklenburg-Vorpommern warten Patienten oft ein Jahr auf eine Behandlung. Außerdem ist die Therapie relativ preiswert.
Medikamente kontraproduktiv
In einer kompakten Verhaltenstherapie wird den Patienten ein langfristig funktionaler Umgang mit Angst vermittelt. Erst konfrontieren sich die Patienten mit Körpersymptomen und in einem zweiten Schritt mit angstauslösenden Situationen wie Bus, Kaufhaus, Wald, wobei sie Vermeidung (Flucht, Ablenkung oder Sicherheitssignale) unterlassen und die Angst zulassen, bis sie von alleine wieder nachlässt.
Eine medikamentöse Therapie ist für diese Patientengruppe langfristig kontraproduktiv, da dadurch die Funktion von Angstvermeidung aufrechterhalten wird. Besonders so genannte Benzodiazepine wie Diazepam oder Faustan können dazu führen, dass das Krankheitsbild chronisch wird. Außerdem bergen sie ein hohes Abhängigkeitspotential.
(idw – Universität Greifswald, 12.01.2009 – DLO)
12. Januar 2009