Ein internationales Forscherteam hat eine neue Genvariante identifiziert, die mit höheren Blutzuckerspiegeln und einem erhöhten Diabetes-Risiko verbunden ist. Der Erbgutbaustein beeinflusst die Insulinfreisetzung indirekt über den Melatoninspiegel, was auf einen bislang unbekannten Zusammenhang zwischen Schlaf-Wach-Rhythmus und Blutzuckerspiegel hindeutet.
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Der Befund könnte neue Behandlungsmöglichkeiten eröffnen, die weit über die bisherigen Therapieansätze von Diabetes hinausgehen, so die Forscher in der Online-Ausgabe der Fachzeitschrift „Nature Genetics“.
Sechs Millionen Diabetes-Kranke
Diabetes mellitus und damit verbundene Spätkomplikationen gehören weltweit zu den häufigsten chronischen Erkrankungen und Todesursachen. In Deutschland leiden etwa sechs Millionen Menschen an Typ 2 Diabetes, die von ihrer Erkrankung wissen, hinzu kommt eine relativ hohe Dunkelziffer unerkannter Diabetiker. Neben Lebensstilfaktoren wie Übergewicht und Bewegungsmangel spielen genetische Ursachen eine wichtige Rolle in der Entstehung dieser Erkrankung.
Das internationale MAGIC-Consortium – Meta-Analyses of Glucose and Insulin-related traits Consortium – hat nun Daten aus 13 Fall-Kontroll-Studien mit über 18.000 diabetischen und 64.000 nichtdiabetischen Studienteilnehmern kombiniert und konnte eine Variante des MTNR1B-Gens identifizieren, die sowohl mit höheren Blutzuckerspiegeln als auch erhöhtem Typ 2 Diabetes-Risiko verbunden ist. Ziel des MAGIC-Consortiums zudem auch Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München gehören, ist es, Genvarianten zu identifizieren, die den Blutzuckerspiegel in gesunden Personen bestimmen.
Verbindung zwischen zirkadianem Rhythmus und Blutzuckerspiegel?
Das MTNR1B-Gen wird unter anderem in insulinproduzierenden Inselzellen exprimiert und kodiert für einen der beiden bekannten Melatonin-Rezeptoren. Man nimmt an, dass dieser über das Neurohormon Melatonin die Insulinfreisetzung hemmt. Melatoninspiegel im Körper sind nachts hoch und fallen bei Tageslicht ab, während Insulinspiegel tagsüber höher sind als in der Nacht.
Insgesamt deuten diese neuen Daten auf eine Verbindung zwischen dem Schlaf-Wach-Rhythmus, dem so genannten zirkadianen Rhythmus, und dem Blutzuckerspiegel hin, die bislang nicht bekannt war.
Weitere Studien sollen nun zeigen, welche Rolle Melatonin in der Regulation von Insulinfreisetzung, Blutzuckerspiegeln und Diabetesentwicklung spielt und ob dieser Befund neue Behandlungsoptionen ermöglicht.
(idw – Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, 21.01.2009 – DLO)