Die häufigsten medizinischen Phänomene im Flugzeug sind Ohnmachtsanfälle, gefolgt von Magendarmbeschwerden. Das ist das Ergebnis einer Auswertung von 10.189 medizinischen Notfällen an Bord von Maschinen zweier europäischer Airlines zwischen 2002 und 2007.
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An dritter Stelle standen laut dem Report, der jetzt in der Fachzeitschrift „Critical Care“ erschienen ist, Herzkreislaufprobleme. Die Forscher um Dr. Michael Sand von der Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum empfehlen den Fluggesellschaften daher, Defibrillatoren an Bord zu haben.
Reisethrombosen sind selten
Medizinische Zwischenfälle an Bord von Flugzeugen sind selten, können aber durchaus ernste Auswirkungen haben; nicht zuletzt bedeuten sie erheblichen Stress für die Flugbegleiter und andere Passagiere. Die Forscher zählten bei ihrer Auswertung von Daten aus den Jahren 2002 bis 2007 genau 5.307 Ohnmachtsanfälle (53,5 Prozent), 926 mal Verdauungsbeschwerden (8,9 Prozent) und 509 Herzanfälle (4,9 Prozent).
Erkrankungen, die ein chirurgisches Eingreifen erfordern, waren laut dem Report selten: Thrombosen, vor denen im Zusammenhang mit Flugreisen häufig öffentlich gewarnt wird, kamen 47 mal vor (0,5 Prozent). Allerdings treten Reisethrombosen auch eher nach einem Flug als währenddessen auf. Die Fluggesellschaften berichteten außerdem über 27 Fälle von Blinddarmentzündung (0,25 Prozent) und einen Fall von gastrointestinaler Blutung (weniger als 0,1 Prozent). Außerdem kamen zwei Geburten und 52 Todesfälle vor.
Aufzeichnungen fehlen oft
Erstaunt waren die Forscher über die unzureichenden Aufzeichnungen der Fluggesellschaften. Von 32 angefragten Airlines konnten 27 nicht an der Studie teilnehmen, weil sie die notwendigen Daten nicht erhoben hatten. Die Angaben einer Gesellschaft waren ungeeignet, und zwei Airlines beteiligten sich aufgrund ihrer Firmenpolitik nicht an der Studie.
Übrig blieben schließlich eine große staatliche europäische Fluggesellschaft und eine „Billig“-Airline. „Für größere Studien zum Thema medizinische Notfälle bei Flügen wäre eine standardisierte Aufzeichnung solcher Zwischenfälle notwendig“, meint Sand.
Defibrillatoren wären sinnvoll
Aufgrund der dürftigen Datenlage falle es schwer, konkrete Empfehlungen an die Fluggesellschaften zu geben, ziehen die Forscher Bilanz. Auffällig sei aber, dass nicht alle Flieger über Defibrillatoren an Bord verfügen. Angesichts der relativ hohen Zahl von Herz-Kreislauf-Notfällen sei es sinnvoll, solche Geräte standardmäßig dabei zu haben.
(idw – Ruhr-Universität Bochum, 26.01.2009 – DLO)