Das komplett von Eis bedeckte Gamburtsev Gebirge gilt als eine der unzugänglichsten Regionen der Antarktis. Jetzt ist ein interantionales Forscherteam von einer Expedition zur Erforschung der geologischen Struktur dieses Gebiets in der Ostantarktis zurückgekehrt.
Forscher aus den USA, Großbritannien, Australien, China, Japan und Deutschland waren in einer zehnwöchigen Forschungsreise im Gebiet der „Gamburtsev Mountains“ am so genannten „Pol der Unzugänglichkeit“ unterwegs. . Die AGAP-Expedition (Antarctica’s Gamburtsev Province) in eine der unzugänglichsten Regionen der Antarktis gehörte zu den zentralen Forschungsprojekten im jetzt zu Ende gehenden Internationalen Polarjahr (IPY) 2007-09.
Ein Gebirge als „Terra incognita“
Die Wissenschaftler nahmen geophysikalische Vermessungen vor – sowohl am Boden als auch aus der Luft. Dabei wurden das Magnetfeld und das Schwerefeld sowie die Eismächtigkeit untersucht. Außerdem gehörten seismologische Beobachtungen zum Forschungsprogramm. Die Erforschung der geologischen Struktur dieses bisher kaum untersuchten Gebirgszuges und die damit verbundene Entwicklung des antarktischen Eisschildes gehörte mit zu den herausragenden Zielen im Rahmen des Internationalen Polarjahres.
„Bisher wusste man im Grunde nicht mehr, als dass es sich bei den Gamburtsev Mountains um ein Gebirge in der Mitte der Ostantarktis handelt, das vollkommen vom antarktischen Inlandeis bedeckt ist“, erklärt Detlef Damaske, Leiter der Wissenschaftlergruppe der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). „Ob dieses Gebirge unter der dem Eis ein einfaches Hochland ist, alpinen Charakter hat und aus welchen Gesteinen es besteht, war bislang vollkommen unklar. Auch die Verbindung mit anderen Strukturen, wie den subglazialen Seen oder Grabensystemen war unbekannt.“
Ältestes Eis der Antarktis?
„Wir haben eine Vielzahl wichtiger Daten gesammelt, die uns Aufschluss über die Entwicklung des gesamten ostantarktischen Eisschildes geben können“, so der Leiter der BGR-Forschergruppe, Detlef Damaske. So halten es die Polarforscher für möglich, dass das 1957/58 von sowjetischen Wissenschaftlern entdeckte Gebirge der „Gamburtsev Mountains“ Geburtsort der großen Vereisung der zentralen Antarktis ist, die hier vermutlich vor 30 Millionen Jahren ihren Anfang nahm. Damaske: „Vermutlich sind wir bei unserer Forschungsarbeit auf das älteste Eis der Antarktis gestoßen. Genau wissen wir das aber erst nach Auswertung und Interpretation des gesammelten Datenmaterials in ein bis zwei Jahren.“
Gebirge ist „Altersgenosse“ der Alpen
Erste Hinweise aus den gewonnenen Radardaten ließen bei den „Gamburtsev Mountains“ auf ein relativ junges Gebirge wie etwa die Alpen schließen, das relativ schnell vergletschert worden sei, so der BGR-Geophysiker. Während die größten Eisdicken am südlichen Rand des Messgebietes bei etwa 3.500 bis 4.000 Meter lägen, nehme die Mächtigkeit des Eises über den Gebirgsspitzen im nördlichen Untersuchungsgebiet auf unter 1.000 Meter ab.
Im Zusammenhang mit der Auswertung des jetzt gewonnenen Datenmaterials erhoffen sich die Wissenschaftler auch neue Aufschlüsse über den Klimawandel. „Das Projekt bündelt auf einzigartige Weise das wissenschaftliche Know-how eines internationalen Forschungsteams mit dem Ziel, Antworten auf grundlegende Fragen zur Natur und zur Entwicklung des südlichsten Kontinents zu erhalten“, so Damaske.
Das AGAP-Projekt war auch aufgrund der großen Entfernungen zu den Küstenstationen sowie der auch im antarktischen Sommer extremen Temperaturen von bis zu minus 35 Grad Celsius logistisch eine große Herausforderung. Möglich war die Realisierung des Projekts nur durch die gemeinsame Anstrengung der beteiligten Länder. Als Basislager für die großflächige Erkundung dienten zwei Arbeitscamps. Das erste Camp, von dem die BGR-Wissenschaftler aus operierten, lag 630 Kilometer vom Südpol entfernt. Ein zweites, in dem u. a. die britischen Forscher arbeiteten, befand sich weitere 800 Kilometer nördlich. Für die aerogeophysikalischen Untersuchungen – Schwerpunkt der BGR-Arbeiten bei diesem Projekt – wurden vom „US Antarctic Program“ und vom „British Antarctic Survey“ zwei Flugzeuge vom Typ „Twin Otter“ eingesetzt.
(BGR, 12.02.2009 – NPO)