Klima

Klimawandel schwächt Monsun

Weniger Regen und mehr Hitze in Indien, Nepal und Pakistan

Monsun über Indien © MMCD

Der Monsun ist für die Landwirtschaft in Indien, Nepal und Pakistan überlebenswichtig. Doch ein neues hochauflösendes Klimamodell prognostiziert dieser Region eine zukünftige Abschwächung und Verzögerung der Regenzeit. Ursache dafür sind die im Rahmen des Klimawandels steigenden Temperaturen, wie Forscher in der Fachzeitschrift „Geophysical Research Letters“ berichten.

Die Sommermonsune sind in weiten Teilen Asiens für bis zu 75 Prozent des gesamten jährlichen Niederschlags verantwortlich. Die Regenzeit ist für Länder wie Indien, Bangladesh oder Pakistan lebensnotwendig. Indien bezieht sogar 90 Prozent seiner Wasserversorgung aus Monsunniederschlägen. Der Monsun entsteht durch Temperatur- und Luftdruckunterschiede zwischen Landflächen und dem Ozean, die feuchte Luftmassen ins Innere des Subkontinents schieben. Typischerweise beginnt die Monsunzeit im frühen Juni und endet im späten September, dabei bewegen sich die feuchten Luftmassen von der Südostspitze Indiens allmählich nach Nordwesten über Indien und Pakistan hinweg.

„Fast die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Gebieten, die durch die Monsune beeinflusst werden. Schon eine leicht Abweichung vom normalen Monsunmuster kann daher große Auswirkungen haben“, erklärt Noah Diffenbaugh vom Purdue Climate Change Research Center. „Landwirtschaftliche Produktion, Wasserverfügbarkeit und Stromerzeugung durch Wasserkraft könnten grundlegend betroffen sein durch einen verzögerten Monsunbeginn und reduzierte Niederschläge.“

Komplexe Topographie erschwert Vorhersage der Klimafolgen

Die globale Erwärmung verändert viele Strömungsmuster in der Atmosphäre und möglicherweise auch den Monsun. In welcher Weise dies erfolgen wird, konnte jedoch bisher nicht eindeutig festgestellt werden. Je nach Modell ergaben die Prognosen entweder mehr oder weniger Niederschlag. Grund dafür ist die extrem unterschiedliche Topographie in dieser Region Asiens.

Wissenschaftler mehrerer Forschungseinrichtungen und der Purdue Universität haben nun mithilfe neuer Modelle die Auswirkungen des Klimawandels auf den Südasien-Monsun genauer untersucht.

„Südasien ist eine einzigartige Region mit einer sehr komplexen Topographie. Sie reicht von Null Metern über dem Meeresspiegel im Süden bis zu mehr als 5.500 Metern über Null im Norden”, erklärt Moetasim Ashfaq, Hauptautor der Studie. „Weil die Topographie eine große Rolle für Wetter und Klima spielt, erwarten wir in dieser Region der Erde starke Folgen. Globale Modelle wie die für die Berichte des Intergovernmental Panel on Climate Change eingesetzten können zwar großräumige Wechselwirkungen abbilden, aber sie haben Probleme, die subtileren atmosphärischen Prozesse zu erfassen.“

Zukünftige Änderungen der Sommerniederschläge und des Monsunbeginns in Südasien. © Purdue University

Kleinräumige Einflüsse entscheidend

Das Forscherteam setzte daher ein hochauflösendes Modell ein, das für diese Region die höchste verfügbare Detailtiefe bietet. „Unsere Simulationen sind für dieses Gebiet der Erde die genauesten, das heißt allerdings nicht, dass wir damit auch alle Antworten haben“, so Diffenbaugh. „Es beleuchtet aber die Bedeutung räumlicher Komplexität für die Klimareaktion.“ Als ersten Test ließen die Forscher das Modell die Monsune der vergangenen Jahre simulieren und erreichten hier eine große Übereinstimmung mit den tatsächlichen Werten. Dann erst wurden die Berechnungen für die Zukunft durchgeführt.

Monsun kommt später und bringt weniger Regen

Die Modellrechnungen ergaben eine deutliche Verzögerung im Monsunbeginn von fünf bis 15 Tagen bis zum Ende des 21. Jahrhunderts. Auch die Niederschläge während des Sommermonsuns werden sich in Teilen Südasiens deutlich abschwächen. Nach Ansicht von Ashfaq stärken die steigenden Temperaturen zwar einige Aspekte der großräumigen Monsunzirkulation, schwächen dafür aber die kleinräumigeren Interaktionen des Landes mit der Luftfeuchtigkeit. Ein reduzierter Niederschlag über dem indischen Subkontinent wäre die Folge.

Mehr Hitze und Trockenheit im Westen, mehr Regen im Osten

Die atmosphärischen Bedingungen, die zu geringeren Niederschlägen führen, könnten auch eine Verstärkung von extrem heißen Phasen mit sich bringen. „In der Vergangenheit haben wir eine ähnliche Zirkulationsanomalie immer dann festgestellt, wenn es extrem heiße Tage gab“, so Ashfaq. „Diese Zirkulationsveränderungen verringern den Transport von Feuchtigkeit über das Land und wir sehen dadurch längere Perioden ohne Regen, aber mit heißen Bedingungen.“

Während Indien, Nepal und Pakistan trockener und heißer werden, könnten Gebiete weiter im Osten mehr Regen bekommen als ihnen lieb ist. Denn das Modell ergab eine Ostwärts-Verschiebung der Monsunzirkulation, die dem Indischen Ozean, Bangladesh und Myanmar mehr Niederschläge beschweren wird. Insbesondere die ohnehin durch Überschwemmungen bedrohten Gebiete Bangladeshs müssen in Zukunft daher mit noch häufigeren Starkregen rechnen.

(Purdue University, 02.03.2009 – NPO)

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