Durch Kombination zweier Medikamente lässt sich die Therapie bestimmter Hirntumore entscheidend verbessern. Das haben jetzt Forscher in einer neuen Studie herausgefunden, über die sie in der Fachzeitschrift „Journal of Clinical Oncology“ berichten.
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Die Wissenschaftler der Universität Bonn behandelten zusammen mit deutschen und Schweizer Kollegen 39 Patienten, bei denen ein so genanntes Glioblastom diagnostiziert worden war. Die Betroffenen überlebten durchschnittlich 23 Monate. Bei der Standardtherapie beträgt diese Frist im Schnitt nur 14,6 Monate. Glioblastome sind die aggressivsten und häufigsten hirneigenen Tumore. Unbehandelt führt die Erkrankung binnen weniger Wochen zum Tod.
Herausragende Ergebnisse
Glioblastome sind bis heute nicht heilbar – daran ändert auch die neue Kombinationstherapie nichts. Dennoch spricht Professor Dr. Ulrich Herrlinger von der Uni Bonn von einem herausragenden Erfolg: „Die ungewöhnlich deutliche Verlängerung der Überlebensdauer hat uns selbst überrascht. Unsere Ergebnisse bieten die Chance, diese aggressive Krebserkrankung besser in den Griff zu bekommen. Jetzt sind weitere Untersuchungen mit einer größeren Patientenzahl nötig, um die Therapie eventuell noch zu optimieren. Die Planungen dafür laufen in Bonn bereits.“
Bislang behandeln Mediziner Glioblastome mittels Bestrahlung und einer begleitenden Chemotherapie. Als „Goldstandard“ gilt dabei seit einigen Jahren der Wirkstoff Temozolomid. Er wird bis heute als der wichtigste Durchbruch bei der Therapie des Glioblastoms gefeiert. Die Forscher kombinierten nun dieses Präparat mit dem Medikament Lomustin. Gleichzeitig erhielten die Patienten eine Strahlentherapie. Die 39 so behandelten Patienten überlebten den Tumor im Schnitt 23,1 Monate. Bei der Standardtherapie ist diese Frist mehr als ein Drittel kürzer. Sieben Patienten überlebten sogar länger als vier Jahre.
Gene entscheiden über Therapie-Erfolg
Entscheidend für den Therapie-Erfolg scheinen bestimmte Veränderungen des Erbguts zu sein. „Bei elf Studienteilnehmern war die Information eines Gens in charakteristischer Weise modifiziert“, erklärt Herrlinger. „Diese Patienten überlebten im Schnitt gut 34 Monate. Bei den anderen Patienten scheinen die Medikamente gegenüber einer reinen Strahlentherapie keinen Vorteil zu bringen – zumindest nicht in der von uns getesteten Dosis. Möglicherweise lässt sich also mit einem einfachen Gentest entscheiden, wem eine begleitende Chemotherapie helfen kann.“
Ein Nachteil der neuen Methode sind die Nebenwirkungen. Sie treten allerdings hauptsächlich während der mehrmonatigen Behandlungsphase auf. „Danach klingen sie in der Regel vollständig ab, und die Patienten klagen über keinerlei Beschwerden“, betont Herrlinger.
Suche geht weiter
Die Mediziner suchen nun in Zusammenarbeit mit dem Bonner Life&Brain- Zentrum nach verträglicheren, noch wirksameren Medikamenten. „Wir wollen dazu unter anderem in Zellkulturen von Originaltumoren untersuchen, was die in der Studie eingesetzten Präparate genau bewirken“, erklärt Dr. Martin Glas, einer der Autoren der Studie.
(idw – Universität Bonn, 03.03.2009 – DLO)