Schleicht jemand vor dem Fenster herum und versucht einzubrechen? Fraunhofer-Forscher haben jetzt Fenster und Glastüren sensibel gemacht für verdächtige Bewegungen: Sie erkennen, ob und wie schnell sich etwas bewegt. Bei einem möglichen Einbrecher ertönt ein Alarm, fliegt nur ein Vogel vorbei, bleibt alles still.
18 Uhr, das Museum schließt die Pforten. Die Alarmanlage am Gebäude wird eingeschaltet, hin und wieder dreht der Sicherheitsdienst seine Runde. Ein neuartiger Bewegungssensor der Fraunhofer-Institute für Angewandte Polymerforschung IAP in Potsdam-Golm und für Rechnerarchitektur und Softwaretechnik FIRST in Berlin kann künftig für noch mehr Sicherheit sorgen: Fensterscheiben oder Glastüren erkennen über eine spezielle Beschichtung Bewegungen. Verändert sich vor der Scheibe etwas? Schleicht sich jemand heran? In diesem Fall gibt das Fenster einen Warnhinweis an den Sicherheitsdienst.
„Das Glas ist mit einem fluoreszierenden Material beschichtet“, erklärt Burkhard Elling, Gruppenleiter am IAP. „In der Schicht sind Nanoteilchen enthalten, die Licht in Fluoreszenzstrahlung wandeln.“ Das Prinzip: Unsichtbares Licht einer UV-Lampe „beleuchtet“ die Fensterscheiben und erzeugt in der Schicht Fluoreszenzstrahlung. Diese wird zu den Kanten des Fensters geleitet, wo Sensoren sie detektieren.
Sensoren identifizieren Größe
Für einfache Anwendungen reicht ein einzelner Sensor: Tritt jemand in das Licht der Lampe – ähnlich wie bei einer Lichtschranke – gelangt weniger Licht auf die Schicht, es entsteht weniger Fluoreszenzstrahlung. Bringt man an allen vier Seiten des Rahmens mehrere Sensoren an, erlauben die Daten nach Angaben der Forscher Rückschlüsse darauf, wie schnell und in welche Richtung sich ein Objekt bewegt. Auch die Größe lässt sich über die Sensoren abschätzen: Handelt es sich um ein kleines Wesen wie einen Vogel oder um einen Menschen? Die Schwelle für den Alarm kann man einstellen: Etwa so, dass bewegte Objekte in der Größe von Vögeln keinen Alarm auslösen.
Ebenso wenig reagieren die Sensoren auf das Licht vorbeifahrender Autos: Die Forscher vom FIRST haben eine Software entwickelt, die verschiedene Lichtsignale interpretieren kann. Dadurch kann das System problemlos zwischen der Frequenz der UV-Lampe und der langsamen Änderung eines vorbeiziehenden Scheinwerferlichts unterscheiden.
Immunität bleibt gewahrt
Weitere Vorteile: Das Persönlichkeitsrecht von Personen bleibt gewahrt, denn das System erkennt nur die Strahlungsänderung, nicht aber, durch welche Person sie ausgelöst wird. Zudem ist es kostengünstig: Die Schicht kann mittels Air-Brush-Technik auf die Fenster gesprüht oder als Folie aufgeklebt werden. Einen Demonstrator gibt es bereits. Nun wollen die Forscher die Farbstoffe und deren Konzentration in der Schicht optimieren.
(idw – Fraunhofer-Gesellschaft, 05.03.2009 – DLO)