Schweizer Forschern ist es gelungen, in Mäusen und Menschen Lymphdrüsentumore zu eliminieren. Sie entwickelten dafür den Antikörper L19, der spezifisch Blutgefäße in Tumorgewebe erkennt. Gleich zwei Studien in der Fachzeitschrift „Blood“ belegen die außerordentlich gute Wirkung von L19.
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Nebst der bekannten Strahlen- und der Chemotherapie ist die Radioimmuntherapie eine neue vielversprechende Art der Krebsbehandlung. Bei dieser Therapieform kann selektiv die gewünschte Zellart überall im Körper aufgespürt und direkt am Zielort bestrahlt werden. Dadurch erhalten die Tumorzellen eine hohe Strahlendosis ab, umliegendes, gesundes Gewebe wird aber maximal geschont.
Damit die Radioimmuntherapie nur gegen ausgewählte Zellarten eingesetzt werden kann, ist es notwendig, die Oberflächenstruktur dieser Zellen zu bestimmen. Anschließend muss für genau diese Struktur ein bestimmter Antikörper hergestellt werden.
Monoklonale Antikörper
Eine Sorte von Antikörpern – die so genannten monoklonalen Antikörper – können gezielt Zellarten aufspüren. Monoklonal sind sie deshalb, weil sie auf eine einzige Zelllinie einer Lymphozyte (weißes Blutkörperchen) zurückgehen. Sie können erkennen, wo sich Krebszellen ausbreiten und sich an diesen festmachen. Das macht monoklonale Antikörper zum begehrten Bestandteil von Medikamenten in der Krebstherapie. Die meisten Antikörper-Krebsmedikamente auf dem Markt können aber Krebs noch nicht heilen.
Aggressive Tumore werden eliminiert
Das Team um Professor Dario Neri vom Institut für Pharmazeutische Wissenschaften der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH Zürich) hat nun einen monoklonalen Antikörper entwickelt, der die für aggressive Tumore typischen neuen Blutgefäße erkennt. Das funktioniert besonders gut bei malignen Lymphomen – in der Umgangssprache besser bekannt als Lymphdrüsenkrebs.
In „Blood“ beschreiben die ETH-Forscher, wie es ihnen mit Hilfe von Antikörpern gelang, sowohl in der Maus als auch beim Menschen gewisse maligne Lymphome vollständig zu eliminieren.
Medikamente in Sicht
Die Wissenschaftler entwickelten für ihre Forschungen den Antikörper L19. Für die Radioimmuntherapie kombinierten sie L19 mit einem radioaktiven Stoff zu L19-131I. Erste Studien liefern bemerkenswerte Resultate: Bei Patienten mit einem Lymphdrüsenkrebs, die so behandelt wurden, konnte ein starker Rückgang der Krebszellen beobachtet werden. Drei auf L19 basierende Krebsmedikamente werden momentan getestet. Der Vorteil solcher Krebsmedikamente besteht darin, dass sie auch leicht über das Blutsystem verabreicht werden können.
Wirkung von Rituximab verbessert
Die besten therapeutischen Resultate erzielt zurzeit der Wirkstoff Rituximab. In Kombination mit einer Chemotherapie führte es zu einer fünf Jahre längeren Lebenserwartung bei Patienten mit bestimmten malignen Lymphomen.
In einem zweiten Schritt konnten die ETH-Forscher nun zeigen, wie die Substanz L19-IL2 den Effekt des erwähnten Krebsmedikamentes dramatisch verbessert und Lymphdrüsentumore vollständig eliminiert werden.
Forscher locken Killerzellen zum Tumor
Der Rituximab-Antikörper markiert die Krebszellen. Durch die Kombination der Stoffe L19 und IL2 ist es den Forschern um Neri gelungen, vermehrt weiße Blutzellen – darunter so genannte Killerzellen – zum Tumor zu locken. IL2 wirkt dabei als Lockstoff für die weißen Blutkörperchen. Die Killerzellen können dann den Tumor attackieren. Bis jetzt wurden diese Ergebnisse erst an Mäusen getestet.
Die Mäuse reagierten gut auf die neue Kombinationstherapie, was sich daran zeigte, dass sie kein Gewicht verloren. Die Resultate liefern für Neri die Basis, um L19-IL2 zusammen mit Rituximab oder einem vergleichbaren Antikörper-basierten Medikament in Studien zu testen.
(idw – Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH Zürich), 06.03.2009 – DLO)