Biologie

Rachsucht zahlt sich nicht aus

Wer Unfairness mit gleicher Münze heimzahlt, ist häufiger arbeitslos

Emotionen dominieren unsere Wahrnehmung © SXC

Rachsucht zahlt sich nicht aus. Das zeigt eine aktuelle Studie eines internationalen Forscherteams. Wer Unfairness vorzugsweise mit gleicher Münze heimzahlt, ist demnach im Schnitt häufiger arbeitslos als andere Menschen. Rachsüchtige haben zudem weniger Freunde und sind mit ihrem Leben unzufriedener, so die Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe des „Economic Journal“.

Wir verhalten uns oft nach dem Motto „wie du mir, so ich dir“: Für die Einladung zum Abendessen revanchieren wir uns mit einer Gegeneinladung. Dem Freund, der uns beim Umzug half, schleppen ein paar Monate später wir die Möbel. Umgekehrt zahlen wir Gemeinheiten gerne mit gleicher Münze heim. Wissenschaftler sprechen auch von Reziprozität: Wer sich für freundliche Handlungen entsprechend revanchiert, verhält sich positiv reziprok. Wer sich bei Unfairness rächt, handelt negativ reziprok.

Bestimmt der Charakter den Erfolg?

Positive und negative Reziprozität sind voneinander unabhängige Wesenszüge: Manche Menschen sind eher positiv reziprok, manche eher negativ – wieder andere sind beides. Forscher der Universitäten Bonn und Maastricht wollten nun herausfinden, welchen Einfluss diese Charakter-Eigenschaften auf Größen wie Erfolg oder Lebenszufriedenheit haben. Dazu griffen sie auf Daten des so genannten sozioökonomischen Panels zurück. Darin befragt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung jährlich rund 20.000 Personen in Deutschland zu verschiedenen Themen.

Die Forscher nutzten dieses Instrument, um etwas über die reziproken Einstellungen der Teilnehmer herauszufinden. Die Befragten sollten beispielsweise angeben, inwieweit sie sich für einen Gefallen revanchieren oder andererseits eine Beleidigung mit gleicher Münze heimzahlen würden. „Sowohl positive als auch negative Reziprozität sind in der deutschen Bevölkerung weit verbreitet“, fasst der Bonner Professor Armin Falk die Resultate zusammen.

Positiv-reziproke Menschen leisten mehr Überstunden

Die Forscher setzten diese Daten dann zu anderen Umfrage-Ergebnissen in Beziehung. Dabei stießen sie auf mehrere interessante Korrelationen: „So leisten positiv-reziproke Menschen im Schnitt mehr Überstunden, allerdings nur dann, wenn sie ihr Gehalt als fair empfinden“, erklärt Professor Thomas Dohmen von der Universität Maastricht. „Da sie für Leistungsanreize sehr empfänglich sind, verdienen sie zudem in der Regel mehr Geld.“

Ganz anders rachsüchtige Personen: Bei ihnen geht die Gleichung „mehr Geld = höhere Arbeitsleistungen“ nicht unbedingt auf. Auch Gehaltskürzungen sind kein probates Mittel, um negativ-reziproke Mitarbeiter auf Kurs zu bringen. Schließlich besteht dann die Gefahr, dass sie sich rächen – beispielsweise durch Arbeitsverweigerung oder Sabotage.

„Anhand dieser theoretischen Erwägungen würde man daher erwarten, dass negativ-reziproke Mitarbeiter eher entlassen werden“, erläutert Falk. „Eine Annahme, die sich mit unseren Resultaten deckt: Demnach sind negativ-reziproke Menschen signifikant häufiger arbeitslos.“

„Auge um Auge, Zahn um Zahn“

Und auch in anderer Hinsicht ist Rachsucht kein empfehlenswertes Lebensmotto: Wer vorzugsweise nach der alttestamentarischen Devise „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ handelt, hat im Schnitt weniger Freunde – und ist mit seinem Leben deutlich unzufriedener.

(idw – Universität Bonn, 27.03.2009 – DLO)

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