Haben die Gene Einfluss auf unsere Denkstrukturen? Ja, sagt jetzt ein internationales Forscherteam im Wissenschaftsmagazin „Science“. In einer neuen Studie haben die Forscher gezeigt, dass sich im Aktivierungsmuster des Gehirns tatsächlich eine Art „genetischer Fingerabdruck“ nachweisen lässt. Es ist also genetisch mitbestimmt, auf welches Netzwerk von Gehirnarealen jemand für das Arbeitsgedächtnis zurückgreift, wenn ihm kognitive Anforderungen gestellt werden.
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Bei der Erforschung der Hirnaktivierung liefert die funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) Bilder des Gehirns: Während der Proband beispielsweise Gedächtnisaufgaben mit Zahlen ausführt, lässt sich die Aktivierung des Stoffwechsels verfolgen. Bisher haben Wissenschaftler hauptsächlich die Regionen untersucht, die die größten Effekte bei allen Probanden einer Studie zeigen. Die Messung solcher durchschnittlichen Gruppeneffekte kann aber das Verständnis für das Zustandekommen von Aktivierungsmustern des Gehirns verstellen, denn es gibt durchaus Unterschiede zwischen den Personen.
Eineiige Zwillinge im Test
Um Aufschluss über individuelle Muster zu bekommen, führten die Wissenschaftler um Professor Dr. Klaus Willmes-von Hinckeldey und Jan Willem Koten von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen zusammen mit Kollegen aus Amsterdam, Bonn, Maastricht, Nijmegen und Salzburg nun eine Studie mit eineiigen Zwillingen durch. Die ausgewählten männlichen Geschwisterpaare hatten alle noch einen Bruder, der unter gleichen Bedingungen die gleichen Aufgaben löste. Während die Zwillinge genetisch identisch sind, teilen sie mit ihrem Bruder auf Grund der gleichen Abstammung im Durchschnitt nur 50 Prozent der Erbanlagen.