Das Fleisch männlicher Schweine ist oft kaum genießbar. Grund dafür sind vor allem Bestandteile der Eber-Geschlechtshormone, die äußerst unangenehm riechen. Daher werden viele Eber bereits als Ferkel kastriert. Dies soll aus Tierschutzgründen jedoch bald verboten werden. Bonner Forscher wollen deshalb Eber züchten, deren Geruch nicht mehr wahrgenommen werden kann. Im Erfolgsfalle könnte man so auf eine Kastration verzichten.
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In ihrem neuen Projekt untersuchen die Wissenschaftler zunächst unter anderem, welche Erbanlagen für den Ebergeruch verantwortlich sind. Mit genetisch-statistischen Methoden können sie dann die Tiere bestimmen, die sie für die Zucht einsetzen möchten.
„Wir hoffen, dass wir die geruchsintensiven Komponenten so binnen weniger Generationen weitgehend eliminieren können“, erklärt Ernst Tholen von der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Bonn. „Dabei wollen wir auch untersuchen, ob sich die Fruchtbarkeit der Tiere mit zunehmender Geruchsfreiheit ändert.“
Elektronische Nase soll Ebergeruch erschnüffeln
Bei der Kontrolle ihrer Zuchtergebnisse sind die Wissenschaftler nicht auf ihre eigenen Riechorgane angewiesen. Eine „elektronische Nase“ soll ihnen diese Aufgabe abnehmen.
„Sie zu entwickeln, ist das zweite große Ziel unseres Projekts“, betont Peter Boeker vom Institut für Landtechnik. Der Forscher beschäftigt sich seit etlichen Jahren mit der Entwicklung hoch empfindlicher Geruchssensoren. Einige von ihnen sind bereits im Einsatz, beispielsweise in Kläranlagen oder Papierfabriken. Zudem entwickelt Boekers Arbeitsgruppe momentan Methoden zur Messung von Spurengasen aus Kampf- und Explosivstoffen.
Geruchskontrolle auf dem Schlachthof
„Unsere Messfühler sprechen jeweils nur auf ein begrenztes Spektrum von Gerüchen an“, erklärt er. „Wir sind jedoch optimistisch, auch eine spezifische Nase für den Ebergeruch entwickeln zu können.“ Ein solcher Detektor würde sich nicht nur eignen, um die Zuchterfolge zu ermöglichen.
Auch könnte man damit nach Aussagen der Forscher Einzeltiere identifizieren, die allen Bemühungen zum Trotz noch immer mehr oder weniger stark riechen. Ein derartiger Messfühler ließe sich dann beispielsweise in Schlachthöfen einsetzen.
(Universität Bonn, 23.04.2009 – DLO)