Könnten einige Dinosaurier das Ende der Kreidezeit überlebt haben? Diese Frage beschäftigte nicht nur die Fantasie vieler Buch- und Filmautoren, sondern auch die Wissenschaft. Jetzt hat eine kontrovers diskutierte neue Studie in einer entlegenen Ecke New Mexicos Dinoknochen entdeckt, die nach chemischer Datierung bis zu einer halben Million Jahre jünger sind als der Rest ihrer Spezies.
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Die „Verlorene Welt“, das Buch, in dem Arthur Conan Doyle eine isolierte Dinosauriergemeinschaft bis zum heutigen Tag überleben lässt, hat bis heute kaum etwas von seiner Faszination verloren. Zahlreiche Verfilmungen dieses Themas zeugen davon. Aber bisher fehlte jeder Hinweis darauf, dass die Riesenechsen das Ende der Kreidezeit vor 65 Millionen Jahren überlebt haben könnten. Die letzen Spuren und Knochen stammten alle aus der Ära vor diesem Einschnitt.
Hat eine Gruppe von Sauriern überlebt?
Doch jetzt hat eine neue Datierung von Dinosaurierknochen aus dem Ojo Alamo Sandstein, einem Tal in einer entlegenen Region an der Grenze von New Mexico und Colorado, die wissenschaftliche Debatte erneut angefacht. Ein Wissenschaftler des U.S. Geological Survey (USGS) hat die Knochen chemisch und anhand der umliegenden Gesteine datiert und sie auf rund eine halbe Million Jahre jünger als das Ende der Kreidezeit eingestuft. Er postuliert daher, dass eine isolierte Gruppe von Sauriern die Katastrophe und das Aussterben zumindest für diese kurze Zeit überlebt haben könnte.
Nachträglich ausgewaschen oder nicht?
„Die große Schwierigkeit an dieser Hypothese, dass dies Relikte von überlebenden Dinosauriern sind, ist es auszuschließen, dass die Knochen nicht doch aus der Zeit vor dem Aussterben stammen“, erklärt Jim Fassett, Autor der jetzt in der Fachzeitschrift Palaeontologia Electronica erschienenen Studie. „Nachdem die Tiere starben und ihre Knochen in Sand und Schlamm abgelagert wurden, können diese durch Flüsse ausgewaschen und dann in jüngere Gesteinsschichten eingeschwemmt werden.“ Das ist zwar eher selten, gilt aber bei anderen Nach-Kreidezeit-Kandidaten als wahrscheinlichste Erklärung.
Um zu beweisen, dass die Knochen nicht ausgewaschen und in jüngeres Gestein transportiert worden sind, hat Fassett zahlreiche Belege gesammelt. Im ersten Schritt analysierte er die magnetische Polarität der Gesteinsschicht, in der die Knochen enthalten waren, sowie die in der Schicht gefundenen fossilen Pollen. Beide Methoden ergaben unabhängig voneinander, dass die Gesteine tatsächlich aus dem Tertiär, der Ära nach der Kreidezeit stammen.
Chemische Analyse zeigt Unterschiede zu Kreidezeitknochen
Im nächsten Schritt ging es darum zu belegen, dass die Knochen ebenfalls aus dieser Zeit und nicht aus der Kreidezeit stammen. Hierfür führte Fassett chemische Analysen durch, die die Konzentrationen verschiedener seltener Elemente in den Knochen ermittelten. Da diese Elemente zu Lebzeiten des Organismus in den Knochen eingelagert werden, geben sie einen Hinweis auf die Zeit, zu der das Tier lebte. Es zeigte sich, dass die Zusammensetzung sich deutlich von denen älterer Knochen aus der Kreidezeit unterschied.
„Das macht es unwahrscheinlich, dass die Post-Kreidezeit-Knochen aus tieferen Sedimenten ausgewaschen worden sind“, argumentiert Fassett. Gestützt wird dies auch von der Tatsache, dass an der Fundstelle 34 Knochen eines Hadrosauriers eng beieinander gefunden wurden. „Sie bilden zwar nicht ein artikuliertes Skelett, stammen aber zweifellos von einem einzigen Tier“, so der Forscher. „Wenn die Knochen von einem Fluss hergeschwemmt worden wären, wären sie weiter verteilt.“
Schlussfolgerung sehr umstritten
Aber ist dies alles nun als endgültiger Beleg dafür zu sehen, dass tatsächlich einige Dinosaurier das große Aussterben vor 65 Millionen Jahren überlebt haben? Nach Ansicht von David Polly, einem der Herausgeber der Fachzeitschrift, in der die Studie erschienen ist, ist dies „eine kontroverse Schlussfolgerung und viele Paläontologen werden skeptisch bleiben.“ Aber andererseits sei ja bekannt, dass zumindest die Theropoden, die Dinosaurier-Vorfahren der heutigen Vögel, überlebt haben und auch die Krokodile, insofern sei die Idee von isolierten Überlebendengruppen nicht ganz so weit hergeholt wie es klingen könnte.
Eindeutige Beweise zu finden sei allerdings schwierig, wenn der „Tatort“ 65 Millionen Jahre alt ist. „Eine Sache ist klar“, so Polly. „Wenn die Dinosaurier überlebten, waren sie nicht mehr so weit verbreitet wie am Ende der Kreidezeit und sie überdauerten nicht sehr lange.“ Ein Szenario wie in der „Verlorenen Welt“ mit Menschen und Dinosauriern als Zeitgenossen gehört daher nach wie vor in das Reich der Fantasie.
(The Palaeontological Association, 29.04.2009 – NPO)