Eine europäische Studie an Säuglingen hat jetzt festgestellt, dass Stillkinder langsamer zunehmen als Kinder, die mit Flaschennahrungen gefüttert werden. Die langsamere Gewichtszunahme in diese frühen Alter ist jedoch möglicherweise einer der Gründe, warum gestillte Kinder später weniger zu Übergewicht neigen.
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Über einen Zeitraum von zwei Jahren untersuchten Mediziner im Rahmen des EU finanzierten Forschungsprojektes EARNEST (Early Nutrition Programming Project) insgesamt 934 Kinder. Ziel der von Professor Berthold Koletzko von der Universität München koordinierten Langzeitstudie war und ist es, die Auswirkungen unterschiedlicher Ernährung im frühesten Kindesalter auf späteres Übergewicht zu untersuchen. Dabei bekamen 636 Säuglinge im ersten Jahr Anfangs- und Folgemilch als Muttermilchersatz: davon 313 mit niedrigem Eiweißgehalt und 323 mit höherem Eiweißgehalt. Im Vergleich dazu wurden 298 Stillkinder beobachtet.
Das Ergebnis: Nach 24 Monaten hatten die Kinder, die die eiweissärmere Flaschenmilch erhalten hatten, in etwa das gleiche Körpergewicht, wie die gestillten Kinder. Diejenige jedoch, die mit de Milchersatz mit höherem Eiweissgehalt ernährt worden waren, waren bei gleicher Größe deutlich schwerer. Eine geringere Aufnahme von Eiweiß im Säuglingsalter beeinflusst demnach auf jeden Fall direkt das Körpergewicht der Kinder. Dass ein höheres Gewicht im Kindesalter später das Risiko für Übergewicht erhöht, ist bereits bekannt. Möglicherweise spielt dafür demnach auch die Flaschennahrung, die in der Regel eiweissreich ist, eine wichtige Rolle.
„Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung des Stillens“, so Koletzko. „Sie zeigen auch die Notwendigkeit einer Weiterentwicklung und Verbesserung von Säuglingsnahrungen. Die Verwendung von Flaschennahrungen mit begrenztem Eiweißgehalt könnte das langfristige Risiko für Übergewicht ganz wesentlich vermindern.“ Um den Langzeiteffekt von Säuglingsnahrung auf das Adipositas-Risiko zu überprüfen, werden die an der Studie teilnehmenden Kinder weiterhin beobachtet.
(Klinikum der Universität München, 04.05.2009 – NPO)