Lärmend ist der Helikopter in der Luft, eine alte Bell der chilenischen Luftwaffe. Er fliegt über verzweigte Flussläufe, die sich durch die gelbgrünen Südbuchenwälder schlängeln. Das Ziel: unser Camp am Tyndall-Gletscher. Langsam nähern wir uns dem Nationalpark Torres del Paine mit seinen markanten Felstürmen. Rasch werden die Wälder lichter, dann folgt blanker, schwarzer Fels, ein See mit kleinen Eisbergen. Schließlich breitet sich ein Gletscher aus; das ist der Tyndall am Südende des Patagonischen Eisfeldes. Blau schimmert das Eis in der hereinbrechenden Dämmerung.
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Forschungscamp an schwarzen Kliffs
Das Forschungscamp ist in der Ferne zu sehen: zunächst winzige bunte Punkte am Rand eines schwarzen Kliffs. Wir landen dort und fliegen weiter zum höher gelegenen Fundplatz. Hier hat der Gletscher die Felslagen stufig abgehobelt. Die Landschaft gleicht einem Modell, wie aus Pappeschichten aufgetürmt.
Unser Team gehört zur ersten Staffel. Der zweite Flug bringt prominenten Besuch: das Kronprinzenpaar der Niederlande, Willem Alexander und Maxima, in Begleitung von Bildungsminister Ronald Plasterk und dem Leiter der Organisation für wissenschaftliche Forschung Jos Engelen. Am Vorabend hatte sich die Delegation bereits über die Fischechsen im Gletscherland informiert, nun folgt die Besichtigung vor Ort. Dreieinhalb Stunden dauert der Aufenthalt, dann entschwindet der Scheinwerfer der Bell wieder hinter den Bergen.
Erste Funde bereits 2003
Rückblick: Im Jahr 2003 hatten Glaziologen erstmals am Rand des Tyndall-Gletschers die Überreste eines Ichthyosauriers gefunden. Inzwischen sind dort zahlreiche Skelette oder Skelettreste dieser Fischechsen entdeckt worden, daneben unzählige Fossilien: etwa Belemniten – fossile Kopffüßer-, Ammoniten, Muscheln und Fische sowie Pflanzenreste. In einer ersten DFG-geförderten Expedition wurde zunächst das Potenzial der neuen Fundstelle ausgelotet.
Jetzt sind wir hier, das Geheimnis des Ichthyosaurierfriedhofs zu lüften. Wir wollen herausfinden und verstehen, was an diesem Ort vor etwa 120 Millionen Jahren, in der Unterkreidezeit, geschah.
Wolfgang Stinnesbeck, Eberhard Frey und Marcelo Leppe Cartes / DFG Forschung
Stand: 27.11.2009