Der digitale Klangexperte kann aber nicht nur den Komponisten unbekannter Stücke identifizieren: Ist ein Werk bereits in der Datenbank vorhanden, erkennt es der Computer auch dann, wenn es sich um eine andere Interpretation handelt. Auch verschiedene Dirigenten können die Wissenschaftler mithilfe des Audio-Fingerprintings auseinanderhalten – selbst die Geigen berühmter Instrumentenbauer identifiziert das System.
Und es liefert auch sonst noch manche überraschende Einsicht: Bei einem Stück von Vivaldi zucken nicht nur Balken bei Prokofiev, sondern auch bei der Rockgruppe Pink Floyd, und Brahms sorgt für Bewegung bei Genesis und Peter Gabriel. Es scheint, als gebe es hier unerwartete Gemeinsamkeiten über die Jahrhunderte hinweg – auf die ohne Audio-Fingerprinting wohl niemand gekommen wäre.
Werbespots leicht erkannt
„Derzeit gibt es für das System zwar noch keinen kommerziellen Partner, aber es lässt sich nachgewiesenerweise auch einsetzen, um Werbespots allein aufgrund der Tonspur automatisch zu erkennen“, so Bunk. Das hat durchaus praktische Bedeutung – schließlich möchten TV-Werbekunden wissen, ob ihre teuren Spots auch tatsächlich ausgestrahlt werden. Das kontrollieren heute noch Menschen, die dafür stundenlang Videobänder im Schnelldurchlauf ansehen müssen. Diese eintönige Aufgabe könnten in Zukunft Computer und die Mustererkennung übernehmen.
„Später könnte das System auch für die Stimmerkennung eingesetzt werden, etwa für Zugangskontrollen“, so Bunk. Auch die Polizei interessiert sich mittlerweile für die Technik: Das bayerische Landeskriminalamt hat bereits Kontakt zum Team in Garching aufgenommen – ob sich mithilfe von Audio-Fingerprinting tatsächlich die Stimmen von Verdächtigen identifizieren lassen, ist aber noch unklar.
Stand: 20.11.2009